: Auf der Leinwand spielt die Musik
Band-Dokus und Komponisten-Porträts – aber nicht nur: Heute beginnt das begleitende Filmprogramm zum Reeperbahn-Festival in Hamburg
Von Wilfried Hippen
Kleiner und mit strengen Hygiene-Auflagen – aber es findet statt: Seit gestern läuft in Hamburg das diesjährige Reeperbahn-Festival, Europas größtes Club-Festival, so heißt es gern. Den besonderen Bedingungen nicht zum Opfer gefallen ist das begleitende Filmprogramm. Bis Samstag stehen in den Zeise-Kinos – in Hamburg-Ottensen gelegen, also nicht wirklich nahe der Reeperbahn – 13 verschiedene Produktionen auf dem Programm, darunter auch „Futur Drei“ von Faraz Shariat (siehe Text oben).
Eine verwandte Thematik – Flucht und Ankommen, Fremdheit und Begegnung – beschäftigt auch den schwedischen Spielfilm „Ghabe“ (Fr, 16.30 Uhr, OmeU). Und um den Kampf gegen einen immer bedeutenderen Grund, von hier nach da zu fliehen – den Klimawandel – geht es in der Dokumentation „The Great Green Wall“ (Do, 16.30 Uhr, OmU). Jared P. Scott nähert sich dem Plan, mit einem Gürtel aus Bäumen quer durch Afrika Millionen von Menschen eine Zukunft zu bieten, indem er die malische Sängerin Inna Modja auf einer Reise begleitet. So bildet der Film eine Art Brücke zum Schwerpunkt des Programms – Musikfilmen.
Die französischen Regisseure Richard Minier und Edouard Salier erzählen in „Africa Mia“ (Sa, 20.15 Uhr, OmeU) von einem besonderen Kulturaustausch in den 1960er-Jahren: Zehn junge Musiker aus Mali wurden ins sozialistische Bruderland Kuba eingeladen, wo sie die Wurzeln des afrokubanischen Sounds legten. Minier, selbst auch Musikproduzent, brachte diese Musiker dazu, noch einmal miteinander aufzutreten – eine transatlantische Version des „Buena Vista Social Club“.
Dass in Kuba aber auch ganz andere Musik gespielt wird, zeigt Nicholas Brennan in „Los Últimos Frikis“ (Sa, 14.30 Uhr, spanisches OmeU) dessen Titel wohl nicht übersetzt werden muss. Als Freaks sah das Castro-Regime jene an, die in Heavy-Metal-Bands spielten. Die Band „Zeus“ war die vielleicht wildeste und lauteste von ihnen – zehn Jahre lang hat Brennan sie begleitet: von der Zeit, als sie von der Regierung bedroht wurden bis zu ihrer genehmigten landesweiten Tournee anlässlich ihres 30-jährigen Bestehens.
In seinem Spielfilm „Mogul Mowgli“ (Do, 14.30 Uhr, OmU) erzählt Bassam Tariq von dem britischen Rapper Zap, der aus einer pakistanischen Familie kommt und kurz vor seinem internationalen Durchbruch steht. Dann verhindert eine lähmende Krankheit seine erste Welttournee, und er muss wieder bei seiner Familie einziehen.
Das Kino des 20. Jahrhundert haben auch einige großartige Filmkomponisten geprägt. Eine Handvoll stellt Pascale Cuenot in ihrer Doku „In The Tracks Of“ (Fr, 14.30 Uhr, französisch/englisches OmeU) vor, darunter Maurice Jarre („Lawrence von Arabien“), Lalo Schifrin (Mission Impossible“), Francis Lai („Love Story“) und Alexandre Desplat („The Shape of Water“).
Mit „It’s not all Rock & Roll“ (Fr, 19 Uhr, englische OF) steht sogar eine Europapremiere an: Dave Doughman, Frontmann der Band „Swearing at Motorists“ lebt in Hamburg. Richtig erfolgreich wurde er nie, aber cool ist Doughman schon deshalb, weil er im Stadion am Millerntor Kindern und Jugendlichen kostenlos Musikunterricht gibt. Der Brite Jim Burns folgt „Swearing at Motorists“ auf US-Tournee – wo sie „gerammelt volle Klubkonzerte“ gaben. Und das klingt heute ja nach echt guten alten Zeiten.
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