„Wir müssen nicht alles in der SPD gut finden“

Der Vorsitzende der Jungsozialisten (Jusos) über den Einfluss der Bremer Jugendorganisation auf den SPD-Bundestagswahlkampf

taz: Herr Ehmke, wie engagieren sich die Jusos im Wahlkampf der SPD?

Thomas Ehmke, Bremer Juso-Vorsitzender: Wir werden die Mutterpartei unterstützen, aber auch eigene Akzente setzen. Wir werden aber nicht wie vor drei Jahren einen eigenständigen Jugendwahlkampf neben den Jusos machen, sondern versuchen, die Interessierten, die nicht unbedingt bei uns aktiv sein müssen, stärker zu integrieren.

Was wird anders als 2002?

Beim letzten Bundestagswahlkampf hatten wir zwar eine schlagkräftige Truppe, die mehrere Monate wirklich rangeklotzt hat: Plakate geklebt, Flyer verteilt, Leute geworben. Doch wir haben zu wenig inhaltlich gearbeitet, so dass nach der Kampagne nicht wenige wieder abgesprungen sind. Diesmal wird der Wahlkampf aus den Juso-Verbänden herauskommen, das heißt, dass die Aktivisten direkt in die Debatten etwa in den Unterbezirken eingebunden werden – natürlich auch, um sie langfristig an die Jusos zu binden.

Wer engagiert sich denn in diesen Zeiten als junger Mensch überhaupt noch für die Sozialdemokratie und Gerhard Schröder?

Es melden sich überraschend viele, auch solche, die schon jahrelang passiv bei den Jusos waren und jetzt aktiv im Wahlkampf mitmachen wollen. Wir haben rund 50 aktive Mitglieder, dazu kommen noch einmal etwa 20 Freiwillige. Was das Engagement angeht, kommen diesmal auch viele, die sagen, dass sie keine schwarz-gelbe Regierung wollen. Aber ich verhehle nicht, dass einige Aktivisten sich nicht total mit den Positionen von Otto Schily oder Wolfgang Clement identifizieren. Wir Jusos müssen aber auch nicht alles gut finden, was in der SPD stattfindet, wir begleiten die Partei mit kritischer Solidarität.

Dürfen die Jusos im Wahlkampf frecher sein?

Was heißt frecher? Wir sehen manche Dinge schon anders. So halten wir zum Beispiel unsere Forderung nach einer Ausbildungsplatzumlage aufrecht. Und was den Wahlkampf betrifft: Wenn die Arbeitsgemeinschaften der Jungen und der Senioren nicht dabei wären, wäre die Kampagne der SPD deutlich müder. Wir werden den Gegner auch mal heftiger angreifen. Das entspricht unserem Selbstverständnis und unserer Rolle als Jusos.

Welche Wahlkampfaktionen starten Sie?

Wir verteilen Material und haben eigene Diskussionsveranstaltungen, werben mit Landespolitikern in Kneipen, geben rotes Wassereis an Badeseen aus. Dazu werden wir die beiden Direktkandidaten Volker Kröning und Uwe Beckmeyer unterstützen, allerdings diesmal halt im Rahmen unserer Juso-Kampagne.

Also keine „Hier ist Volker“-T-Shirts mehr?

Nein, das war manchmal schon etwas merkwürdig, wenn wir mit unseren T-Shirts in die Lokale zogen, der Kandidat aber nicht dabei war. Diesmal steht „rot ist besser“ auf den Shirts. Der Slogan hat den Vorteil, dass er immer wieder zieht. Interview: ky