Ohne graue Mäuse

„Das würde ich nie behaupten“: Ex-Intendant Martin Heller räumt Misshelligkeiten in Bezug auf die Stadtbibliothek aus. Die sei weder „betulich“ noch „rückständig“

Bremen taz ■ „Ich würde nie behaupten, Ihre neue Stadtbibliothek sei ,betulich‘ oder ,rückständig‘.“ Mit diesen beschwichtigenden Worten an die Adresse von Direktorin Barbara Lison hat Martin Heller jetzt auf die heftige Kritik reagiert, die ihm nach seiner vermeintlichen Schelte an Bibliothek und Volkshochschule entgegenschlug.

Der Weser-Kurier hatte dem Ex-Kulturhauptstadtsintendanten die Äußerung zugeschrieben, beide Einrichtungen „müssten einmal genauer unter die Lupe genommen“ werden. Das aber seien „missverständliche Färbungen“, schreibt Heller jetzt – entstanden, weil er das Interview entgegen der Absprache nicht habe autorisieren können. Die Bibliothek ihrerseits fühlte sich durch Vorurteile à la „Bibliothekarin sind graue Mäuse mit Dutt und Brille“ verunglimpft.

Was bleibt, wenn man Bezichtungen und Dementi auf einen inhaltlichen Kern zusammen dampft? Die Forderung, „differenzierte Qualitätsevaluationen ohne ideologische Prämissen“ vorzunehmen, wie Heller jetzt formuliert. Damit sei er im Haus willkommen, sagt Lison auf Nachfrage – „ob mit oder ohne Lupe“. De facto war die Kooperation zwischen Bibliothek und Hauptstadtbüro ohnehin besser, als der jetzige Disput vermuten lässt. Das „Virtuelle Literaturhaus“, ein immer wieder hervor gehobenes Projekt des Hauptstadt-Fonds, wurde mit wesentlicher Beteiligung der Bibliothek entwickelt. Auch „Freestyle in Vegesack“, die „Umsortierung“ des Bestandes der dortigen Zweigstelle zugunsten jugendlicher Nutzer, steht auf der Liste der zu fördernden Projekte. HB