DIE ROT-GRÜNEN MINISTERINNEN HABEN DIE POLITIK WEIBLICHER GEMACHT
: Sieben Frauen und der Nichtfeminist

Sie wollen ihr Schaffen darlegen und in den harten Zeiten vor der Neuwahl ihre Erfolge preisen. Gestern traten die Vorzeigefrauen der Schröder-Ära gemeinsam vor die Presse. Ihre Bilanz zeigt: Sieben Frauen im Bundeskabinett haben die Nation nicht in ein geschlechtergerechtes Idyll verwandelt. Zumindest aber haben sie die Politik um den Dauerfokus Frau bereichert. Zwar traten die Politikerinnen unter einem Kanzler an, der sich mitnichten als Feminist sieht. Zwar fielen Fundamentalentscheidungen dann doch eher im Männerzirkel aus Gerhard Schröder, Joschka Fischer und Otto Schily. Und doch profitieren die Frauen im Land enorm von so viel Ministerinnenpräsenz.

Denn eines eint die Politikerinnen über jede Charakterdifferenz hinweg: Sie alle sind sensibilisiert für die Frauenfrage. Sie alle erwägen bei fast jedem Thema auch die weibliche Dimension. Wenn Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul für Afrikas Zukunft ficht – dann denkt sie an Schulbesuche für jedes Mädchen, an sein Recht auf unverstümmelte Genitalien. Wenn Bildungsministerin Edelgard Bulmahn für mehr Ganztagsschulen plädiert – dann verficht sie diese auch als Chance für die Frau. Denn ein rundum betreutes Kind erlaubt der Mutter die Wahl, ob sie allein Erzieherin sein möchte oder auch Karrierefrau. Die Ministerinnen bringen privates Erleben und politische Mission in Einklang, indem sie für das Nebeneinander von Job und Familie streiten.

Es wäre zeitgemäß, wenn sich dieses Denken unter Schwarz-Gelb fortsetzt. Doch wahrscheinlich ist das nicht. Rar sind jene Sprenkler im CDU-Programm, die sich Frauenthemen widmen. Nur eine einzige Unionspolitikerin gilt derzeit als sichere Anwärterin auf Ministerinnenweihen – die niedersächsische Sozialministerin Ursula von der Leyen. Sie widmet sich zwar unbestreitbar dem Thema Frau. Doch vertritt sie ein Leitbild von gestern, denn sie gewichtet Anreize zum Hausfrauendasein höher als Hilfen für berufstätige Mütter. Und Kanzlerkandidatin Angela Merkel meidet jeden Anschein, sie streite verstärkt für die Anliegen der Frau. Frauensensible Politik – das könnte künftig nur noch eine Erinnerung aus rot-grünen Zeiten sein. COSIMA SCHMITT