Die Stunde der Paten

EHRENAMT Rotarier und Diakonie-Mitarbeiter begleiten Jugendliche bei der Ausbildungssuche

„Es darf nicht zur Regel werden, dass man auf Ehrenamtliche zurückgreift“

Michael Kron, Ausbildungsberater

„Ohne Netzwerke geht es in diesem Job nicht“, stellt Ilse Sandjo vom Projekt „Ausbildungsbrücke Bremen“ fest. Deshalb hat sich ihre von der Diakonie getragene Initiative mit dem Rotary Club Bremen-Bürgerpark zusammengetan.

Sie teilen sich im neuen Ausbildungsjahr bereits zum dritten Mal die Betreuung von 15 Jugendlichen, die an der Albert-Einstein-Schule ihren Hauptschulabschluss gemacht haben. Das Ziel: einen Ausbildungsplatz finden. Auf dem Weg dorthin bekommen die Zehntklässler Mentoren an die Seite gestellt.

Dabei zeigt sich auch, dass man Soft Skills wie sicheres Sprechen nicht in einem Jahr lernen kann. Yunus Ibis etwa bekam nach jedem Gespräch eine Absage. „Dann hat Herr Stern mich gefragt, ob ich Dachdecker werden will“, erzählt der Auszubildende. Sein Mentor Hans-Uwe Stern suchte ihm eine Ausbildungsstelle und begleitete ihn zum Vorstellungsgespräch.

Genau diese Art von Vermittlung findet Michael Kron problematisch. Der selbstständige Ausbildungsberater hat schon miterlebt, wie solch gut gemeinte Unterstützung „in die Hose“ gegangen sei. „Am Ende war es für den Unternehmer und den Jugendlichen frustrierend.“

Die Ausbildungsbrücke kann sich damit brüsten, dass bisher keiner der Vermittelten die Ausbildung abgebrochen hat. Aber: Nur wenige Schüler profitieren von der Betreuung. Sie ist zwar an drei weiteren Schulen tätig, hängt aber von den etwa 60 ehrenamtlichen Paten ab.

Kron sieht das Patensystem kritisch: „Es darf nicht zur Regel werden, dass man auf Ehrenamtliche zurückgreift, wenn man kein Geld hat.“ Götz von Einem, Chef der Arbeitsagentur, ist dennoch dankbar für die Hilfe: „Ein Berufsberater hat dafür leider keine Zeit.“  NAG