Vermaisung verlangsamt

ENERGIEWENDE Erster Rückgang in Schleswig-Holstein seit 20 Jahren. Die Hälfte geht in Biogasanlagen

Zum ersten Mal seit 20 Jahren ist der Anbau von Silomais in Schleswig-Holstein wieder zurückgegangen. Wie das Statistikamt Nord mitteilte, wurde auf 181.000 von 667.000 Hektar Ackerfläche Silomais angebaut – sieben Prozent weniger als im Jahr zuvor. Zur Ursache gibt es verschiedene Thesen.

Allein in den vergangenen zehn Jahren hat sich die Fläche, auf der Silomais angebaut wird, mehr als verdoppelt. In Niedersachsen sieht das ähnlich aus. Diese Entwicklung wird vielfach kritisiert, weil der Mais das Landschaftsbild verändert, die Böden auslaugt und als Monokultur die Artenvielfalt gefährdet. Erst kürzlich hat das Bundesamt für Naturschutz (BFN) darauf hingewiesen, dass in Europas Fluren nur noch halb so viele Vögel singen wie vor 30 Jahren. BFN-Präsidentin Beate Jessel verlangte, den Maisanbau aus Gründen des Naturschutzes zu drosseln.

Der Bauernverband erkennt mittlerweile das Problem. Er rät seinen Mitgliedern, Fruchtfolgen anzubauen und Lichtungen für die unter Druck stehende Feldlerche in die Maisfelder zu schlagen. Den Rückgang der Maisanbaufläche bewertet er positiv. Er sei eine Folge der EEG-Novelle, die vom Verband begrüßt worden sei. Denn die Hälfte des Maises in Schleswig-Holstein landet in subventionierten Biogasanlagen. Er habe sich „im Gesetzgebungsverfahren für einen Abbau der Überförderung eingesetzt“, teilte der Verband mit.

Carsten Wachholz vom Naturschutzbund (Nabu) glaubt nicht, dass sich die Novelle so ausgewirkt hat. „Die Debatte über das EEG hat dazu geführt, dass Investitionen in klassische Biogasanlagen vorgezogen worden sind“, sagt er. Diese funktionierten sehr gut mit Mais.

Die Statistiker geben eine andere Ursache für den Rückgang an: Das Getreide habe den Winter gut überstanden. Daher seien weniger Sommerkulturen als Alternative benötigt worden.  KNÖ