IN KLADOW (2)
: Für Fliegerherzen

Im Hangar 3 stehen Maschinen aus dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem kleinen Kirchenbesuch geht es den Ritterfelddamm hinauf. Kladow schrieb sich einstmals mit C und war ursprünglich – die Silbe „ow“ verrät es – eine weitere slawische Siedlung, die besonders im Dreißigjährigen Krieg oftmals zerstört wurde. Kladow, von slawisch „cloda“ für Baumstamm, gehörte später zu Spandau und kam im Zuge der Erweiterung Berlins erst 1920 in das heutige Land- und Stadtgebiet. Kladow ist insgesamt sehr grün, sehr dörflich – das merkt man, wenn man hier am Feldflur entlangstiefelt.

Unser Ziel ist der Flugplatz Gatow, hinten an der „Landstadt Gatow“ gelegen. Der war einst einer der drei Westberliner Flughäfen, über den die amerikanische Luftbrücke lief. Heute gibt es dort ein militärhistorisches Museum, das keinen Eintritt kostet und jede Menge altes Flugmaterial bietet. Also was für Fliegerherzen. Interessant ist das Museum allemal, auch wenn militärisches Gerät in der Hauptsache hässlich ist. Das Museum bemüht sich um Sachlichkeit, besonders der schwierigen deutschen Geschichte gegenüber. In den Hangars und draußen auf dem Flugfeld gibt es eine Menge zu sehen – vom Doppeldecker über Hubschrauber bis zur Raketenabschussrampe. Im Hangar 3 stehen sogar Maschinen aus dem Zweiten Weltkrieg – mit echten Hakenkreuzen auf den Hinterflügeln. Allerlei Souvenirs gibt es auch. Eine Hakenkreuztasse fehlt glücklicherweise doch.

Gewarnt werden soll trotzdem vor dem langen Fußmarsch dorthin. Man kann sich rund um das nicht komplett zugängliche Gelände nämlich auch gut verlaufen. Dann landet man entweder im Nichts oder auf der Anlage des „Berliner Golf Clubs Gatow“, auf der nichts ahnende Schnösel ihre Schläger schwingen. Oder eben auf die Frage hin, wie zum Teufel man hier auf das direkt nebenan liegende Flugfeld komme, nur meinen, da wären sie noch nie gewesen.

RENÉ HAMANN