„Seriös und links“

Warum BGH-Richter Wolfgang Neskovic für die Linkspartei kandidiert

taz: Sie kandidieren als Prominenter für die Linkspartei in Brandenburg. Fühlen Sie sich nicht als parteiloser Alibikandidat, denn de facto werden die Listen aus wahltechnischen Gründen von PDS-Leuten dominiert?

Wolfgang D. Neskovic: Nein. Ich kandidiere, weil die soziale Gerechtigkeit, insbesondere durch die Politik von Rot-Grün, in eine Schieflage geraten ist. Ich will mich mit meinen beruflichen Erfahrungen dafür einsetzen, dass dem Sozialstaat in der Politik wieder die nach dem Grundgesetz angemessene Bedeutung zukommt.

Sie treten explizit als Kandidat der PDS an?

Ich trete als parteiloser Kandidat an, also nicht als Kandidat der WASG. Ich habe allerdings, schon bevor es die WASG gab, gegenüber Gregor Gysi angedeutet, dass ich im Jahre 2006 bereit sein könnte, für die PDS zu kandidieren. Das hat sich jetzt konkretisiert.

Sie wollen mit Ihrer Kandidatur für die PDS demonstrieren, dass Sie im Westen vorhandene Berührungsängste nicht teilen. Wieso treten Sie dann im Osten an?

Ich hätte es mir auch einfacher machen können und in Schleswig-Holstein kandidieren können. Aber wenn die PDS die Hand in den Westen ausstreckt, dann darf man sie nicht ausschlagen. Ich habe mir das Programm der PDS genau angeschaut und bin der Meinung, dass ich dort politisch gut aufgehoben bin. Dieses Signal möchte ich an viele Westdeutsche senden: Schaut euch das Programm gut an, es ist seriös und politisch links.

Wieso werden Sie nicht gleich Mitglied der Linkspartei.PDS?

Ich habe zweimal die Erfahrung gemacht, dass ich standhaft geblieben bin, aber die jeweiligen Parteien, in denen ich gewesen bin, ihre Programme über Bord geworfen haben. Ich finde es komfortabel, jetzt als Unabhängiger zu kandidieren. So schütze ich mich davor, möglicherweise erneut eine entsprechende Erfahrung zu machen.

Sie geben Ihr Richteramt auf?

Nein, ich werde beurlaubt und kann jederzeit zurückkehren.

INTERVIEW: ANNA LEHMANN