Entscheidung beim ZDF erst im November

CHEFREDAKTION Kommt WDR-Stimmenzähler Schönenborn als Brender-Nachfolger?

Wenn am Freitag kommender Woche der ZDF-Verwaltungsrat tagt, wird das Tauziehen um den Chefredakteursposten nicht auf der offiziellen Tagesordnung stehen. ZDF-Intendant Markus Schächter will eine weitere Amtszeit für ZDF-Chefreakteur Nikolaus Brender, die Unionsparteien, die im Verwaltungsrat des Zweiten die Mehrheit haben, wollen Brender um jeden Preis verhindern. Schächter führt derzeit Gespräche mit den beteiligte Politikern, doch auch intern beim ZDF heißt es, die „Fronten“ seien „sehr verhärtet“.

Eine endgültige Entscheidung fällt wohl erst bei der November-Sitzung des Gremiums, in dem Hessens Regierungschef Roland Koch (CDU) die Anti-Brender-Fraktion führt. Schließlich bekommt der ZDF-Chefredakteur am 14. Oktober mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis die wichtigste Auszeichnung im deutschen TV-Journalismus. Ihm da kurz vorher mit der von der Union gern bemühten Begründung, er leiste miese Arbeit und störe das Redaktionsklima, die Vertragsverlängerung zu versagen, sähe arg komisch aus.

Sucht das ZDF also nach einer Alternative für Brender? Manche sagen Ja – und nennen auch schon einen heißen Kandidaten: Jörg Schönenborn, den Chefredakteur Fernsehen beim WDR. Der konnte sich eben erst wieder bei der Bundestagswahl profilieren und gilt bei der Union als genehm, auch wenn er noch vor der Wahl in einem „Tagesthemen“-Kommentar den Zukunftsplan der SPD lobte.

Sein Intendant stärkte Brender kurz vor der Bundestagswahl dagegen noch demonstrativ den Rücken – allerdings in der Septemberausgabe des in der hessischen Staatskanzlei von Roland Koch wohl weniger gelesenen Wiener Stadtmagazins Falter: Auf die Frage: „Bleiben Sie dabei, dass Brender Ihr Kandidat ist?“, antwortete Markus Schächter schlicht und schön: „Ja.“ STG