unterm strich
:

Beim Cage-Orgelprojekt in der Halberstädter Burchardi-Kirche steht der nächste Klangwechsel an. Nach sieben Jahren, während denen ein Fünfklang ertönte, wird nun ab dem 5. September mit zwei Tönen weitergespielt. Ab diesem Tag, dem 108. Geburtstag des US-amerikanischen Komponisten und Avantgardekünstlers John Cage (1912–1992) werde es noch „voller klingen“, verspricht Rainer O. Neugebauer, Kuratoriumsvorsitzende der John-Cage-Orgel-Stiftung. Es ist der 14. Klangwechsel in diesem außergewöhnlichen Orgel-Kunst-Projekt, das im Jahr 2001 begann. 639 Jahre beträgt die Spieldauer der gesamten Aufführung „ORGAN2/ASLSP“ (As SLow aS Possible), auf Deutsch: So langsam wie möglich. Erst im Jahr 2640 wird das Projekt planmäßig enden.

In den vergangenen Jahren zog der Klangwechsel ein wachsendes Publikum an. Vor sieben Jahren drängten sich rund 1.500 Menschen in die Burchardi-Kirche, um bei dem Ereignis dabei zu sein. In diesem Jahr gibt es aufgrund der Coronapandemie Einschränkungen. Nur 200 Menschen können mit Eintrittskarten und unter Einhaltung von Abstands- und Hygieneregeln der „eigensinnigen Zeit- und Klangerfahrung“ beiwohnen. Zusätzlich gibt es eine ­Videoübertragung. Zunehmend problematisch ist indes die Finanzierung des Projekts, die von Spenden abhängt.

Gestern startet das Online-Antragsverfahren für das Stipendien-Sonderprogramm der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa, organisiert von Kulturprojekte Berlin. Der Berliner Senat hatte Ende Juli ein weiteres Soforthilfepaket beschlossen, in dem auch 18 Millionen Euro für bis zu 2.000 Sonderstipendien in Höhe von jeweils 9.000 Euro für professionell und selbstständig arbeitende Berliner Künstler*innen und Kurator*innen enthalten sind.

Anträge können bis Freitag, 11. September 2020, 18 Uhr, ausschließlich im Rahmen eines Online-Antragsverfahren unter www.stipendium.kulturprojekte.berlin gestellt werden. Nach erfolgreicher formaler Prüfung der Antragsunterlagen und bei Erfüllung der Fördervoraussetzungen und Bedingungen ­werden die Stipendien im Losverfahren vergeben.

Der Berufsverband Bildender Künstler*innen Berlin, bbk berlin, begrüßt die Einführung des Stipendienprogramms, kritisiert jedoch das Lotterieverfahren, mit dem die Gelder vergeben werden. Sachverstand und Engagement aus der Berliner Freien Kunstszene und ihrer Akteure, Verbände und Netzwerke hätten seriöse Juryverfahren bei vertretbarem Aufwand und mit zügigen Entscheidungswegen sicher ermöglicht, so der bbk berlin.