„Die rasen erst richtig los“

Verkehrspsychologe Wilfried Echterhoff sieht keinen Sinn in dem frühen Führerschein. Bisher wisse niemand, ob die Fahrneulinge ab 17 mit Begleitung besser fahren

taz: Junge Menschen fahren in Begleitung – sind NRW-Straßen jetzt sicherer?

Wilfried Echterhoff: Erst einmal ist ein Jahrgang mehr unterwegs, der Unfälle verursachen kann. Ob das begleitete Fahren sicherer ist, wissen wir nicht.

Genau deswegen wird die Führerschein-Novelle überhaupt eingeführt.

Das ist eine politische Entscheidung, keine fachliche. Ohne Not wurde hier etwas vom Zaun gebrochen. Wir hätten erst überprüfen müssen, ob die jungen Fahrer tatsächlich besser sind.

Zumindest können Papa oder Mama künftig beim Autofahren zuschauen.

Ja und? Wenn dort ein Holzkopf von Vater sitzt, der den Sohn drängelt, dann rast der erst richtig los. Vielleicht unterstützen Eltern ihre Kinder darin, aggressiv zu fahren, weil sie schnell zu einem Termin müssen. Oder aber sie sind ängstlich – mehr als Vermutungen gibt es nicht.

Werden die so genannten Disko-Toten weniger?

Ich glaube nicht. Das ist ein ländliches Problem, die Jugendlichen kommen schlecht zum Kino oder zum Club, der ÖPNV ist zu dünn. Unfälle passieren immer am Wochenende oder vor Feiertagen.

Sollten Jugendliche nicht besser an alternative Fortbewegungsmittel gewöhnt werden?

Das ist auch nur in der Stadt möglich, dort gibt es attraktive Diskobusse. Außerhalb ist das ein Riesenproblem, dort fährt nichts.INTERVIEW: ANNIKA JOERES