Mit Papa in die Disko fahren

Der Führerschein ab 17 stößt auf Zustimmung in Nordrhein-Westfalen. Experten erwarten aber kein geringeres Unfallrisiko für die noch jüngeren AutoanfängerInnen. Fahrgastverbände fordern Training

VON ANNIKA JOERES

Die frühe Fahrerlaubnis wird den Straßenverkehr in NRW nicht sicherer machen. „Es gibt keinerlei Daten, die dies bestätigen würden,“, sagt der Wuppertaler Verkehrspsychologe Wilfried Echterhoff (siehe Interview). Auch die Verkehrsverbände in NRW sehen den angekündigten Führerschein mit 17 skeptisch. „Ob die Unfallzahlen sinken, werden wir erst noch sehen“, sagt Peter Meintz, Sprecher des ADAC-Westfalen. Grundsätzlich sei der Automobilclub für die Novelle. „Um die dramatisch hohen Unfallzahlen der Jugendlichen zu senken, muss aber mehr passieren“, sagt Meintz.

Anfang der Woche hatte der neue Verkehrsminister Oliver Wittke (CDU) angekündigt, noch in diesem Jahr den so genannten Führerschein mit 17 einzuführen. Dann können sich die Minderjährigen nach bestandener Führerscheinprüfung in Begleitung eines erfahrenen Fahrers ans Lenkrad setzen. Der Bundesrat hatte Anfang des Monats grünes Licht für den Führerschein mit 17 gegeben. In Niedersachsen läuft bereits seit dem vergangenen Jahr ein Modellversuch zum „begleiteten Fahren ab 17“.

Das NRW-Verkehrsministerium verspricht sich von der Neuregelung eine Senkung der Unfallzahlen bei Fahranfängern. In Niedersachsen hätten 17-jährige Fahrzeuglenker nur ganz wenige Unfälle verursacht. Dabei habe es sich ausschließlich um Bagatellunfälle ohne Personenschäden gehandelt. Die neue Regelung bedeute nicht freie Fahrt für junge Leute, sondern bringe zusätzliche Fahrstunden. „Mit dem 18-jährigen Kumpel losdüsen oder den Vater von Schützenfest abholen – das funktioniert nicht“, so Minister Wittke.

Ob das Begleit-Modell funktioniert, bleibt abzuwarten. „Die Jugendlichen müssen insgesamt viel mehr geschult werden“, sagt Meintz. An die jungen FahrerInnen würden heute viel höhere Anforderungen gestellt als früher, da helfe auch kein Begleiter. „Wer heute einen Fehler begeht, kann kaum ausweichen. Die Straßen sind zu voll“, sagt Meintz. Wer heute von der Straße abkommt, knallt auf weitere PKW. „Autofahren ist intellektuell schwieriger geworden“, so der Autolobbyist. Er fordert eine zweistufige Ausbildung für die AnfängerInnen: Nach den üblichen Fahrstunden müssten sie Sicherheits- und Gefahrentrainings absolvieren.

Das glaubt auch der Verkehrsclub NRW. „Autofahrer müssen geschult werden“, sagt Sprecher Werner Simon. Der Club legt aber vor allem Wert auf eine umweltfreundliche Fahrweise. „Die AnfängerInnen müssen darin geschult werden, Benzin zu sparen, besser zu schalten und den Motor bei Haltepunkten auch einmal abzustellen“, sagt Simon. Bisher würden Raser herangezüchtet.