wohlfahrt und hartz
: Feindliche Übernahme

Die Wohlfahrtsverbände in NRW haben das unmoralische Angebot angenommen. Sie profitieren von Hartz IV und kritisieren gleichzeitig den Sozialabbau. Gerne nehmen sie die günstigen Menschen in Anspruch, die für einen Euro dreckiges Geschirr im Altenheim spülen oder Schwerkranke durch die Gegend karren. Mit der gesetzmäßigen Ausbeutung wollen sie aber nichts zu tun haben, finden sie lediglich nicht optimal.

KOMMENTAR VONANNIKA JOERES

Haben Arbeiterwohlfahrt und Caritas das Gesetz der Bundesregierung am Anfang noch grundsätzlich kritisiert, sind sie jetzt weich gespülte Hartzianer. Zu groß ist ihr eigener Profit, dringend notwendig sind die helfenden Hände zum Nulltarif. Jetzt schaffen sie erst die Nachfrage nach den Euro-Jobbern: Tausende Stellen sind noch unbesetzt, der Wunsch nach der billigen Arbeitsarmee ist ungebrochen. Unklar bleibt, ob einige dieser plötzlich auftauchenden Jobs nicht in Wahrheit feste Stellen sind, die Hartz IV geopfert wurden, zum Beispiel in der Altenpflege. Dann aber schaden sie nicht nur den Jobbern, sondern auch den potenziellen Arbeitnehmern.

Natürlich ist auch die Not der Sozialverbände groß: Sie sind die ersten Geschröpften bei der öffentlichen Sparwut, leiden unter ständig sinkenden Mitteln für ihre wichtigen Aufgaben. Sie hätten mehr Geld bitter nötig. Das hätte sie trotzdem davon abhalten müssen, ihrerseits Arbeitslose zu schröpfen. Auch wenn das Angebot verführerisch ist.