Straße der Laster

Seit Einführung der Maut fahren auf einigen Bundesstraßen bis zu 80 Prozent mehr LKW

Lärm schleudernde Mautpreller müssen bereits in den kommenden Monaten damit rechnen, wieder auf die Autobahn verbannt zu werden. Schon bis zum Ende des Jahres könnten die Kommunen Nachtfahrverbote in vom „LKW-Mautausweichverkehr“ besonders belasteten Gemeinden beschließen, sagte gestern Niedersachsens Verkehrsminister Walter Hirche (FDP). Zählungen an über 50 Messpunkten an Bundesstraßen im Land hätten gezeigt, dass sich seit der Einführung der Maut im Januar der Brummi-Verkehr an einzelnen Orten um bis zu 80 Prozent gesteigert habe.

„Der Bundesverkehrsminister meint, es seien zwei Handvoll im Bund“, sagte Hirche aber allein in Niedersachsen seien „acht Straßen“ vom Ausweichverkehr besonders betroffen. Deshalb halte er auch die LKW-Maut auf Bundesstraßen, laut Gesetz ab Januar 2006 möglich, für „eine konkrete Option“. Hier müsse allerdings der Bund tätig werden.

Zählungen hatten ergeben, dass sich auf der parallel zur Autobahn A 1 zwischen Bremen und Hannover verlaufenden Bundesstraße B 75 der Schwerlastverkehr im vergangenen Halbjahr um fast 60 Prozent gesteigert hat. So passierten 1.100 Brummis täglich die B-75-Messstelle Trelder Berg bei Buchholz – darunter viele, die Mautgebühren sparen wollten. Anderes Beispiel: Vor Einführung der Maut sausten nachts 64 Laster pro Stunde über die B 213 durch den kleinen Ort Stapelfeld bei Cloppenburg. Derzeit sind es 96. Insgesamt steigerte sich der LKW-Verkehr auf den Bundesstraßen um 15 Prozent, während er auf den Autobahnen um acht Prozent sank.

Das Land Niedersachsen wolle jetzt die vorliegenden Zahlen den Landkreisen melden, sagte Hirche. Diese sollten dann entscheiden, ob es zu Nachtfahrverboten oder stärkeren Geschwindigkeitskontrollen für LKWs kommt – Laster über 7,5 Tonnen dürfen auf Landstraßen außerhalb geschlossener Ortschaften höchstens 60 Stundenkilometer fahren. Damit versuche Hirche die Verantwortung für Gegenmaßnahmen abzuschieben, kritisierte der Verkehrsexperte der Landtags-Grünen, Enno Hagenah, „obwohl das Land die Schlüsselrolle hat“. Die Kreise seien „mit ihrer kleinteiligen Zuständigkeit hier überfordert“, plädierte Hagenah für eine zentrale Lösung. Gleichzeitig erneuerte er die Forderung nach Einschränkungen für Nicht-Anlieger. Der hatte der Minister eine Absage erteilt: „Die Überprüfung durch die Polizei ist problematisch“, so Hirche. ksc