Rot-Rot fehlt bei Zentralisierung jedes Maß

Nicht nur die Bauämter sind von den Zentralisierungsplänen des Senats betroffen: Nach taz-Informationen sollen auch die bezirklichen Vermessungsämter dran glauben. 117 Stellen würden dadurch wegfallen, heißt es in einem Gutachten

Das Grundstück muss gut vermessen sein, sonst kann hinterher viel schief stehen. Allein diese Binsenweisheit jedes privaten Häuslebauers legt den Verdacht nahe, dass es bei der heftig diskutierten Neuorganisation des Bauwesens nicht nur um die Bauämter geht. Tatsächlich plant der Senat nach taz-Informationen auch die Zusammenlegung der bezirklichen Vermessungsämter.

Die kleinen Behörden haben viele Aufgaben: Lässt zum Beispiel der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf den Straßentunnel Budapester Straße zuschütten, liefert das Vermessungsamt die für die Baustelle nötigen Messdaten. Ebenjene werden auch für amtliche Karten verwendet. Nicht zuletzt stellen die Behörden ihr Material auch privaten Bauherren zur Verfügung.

Senatskanzlei, Finanz- und Stadtentwicklungsverwaltung wollen die bezirklichen Ämter jetzt auf mehr Effizienz trimmen. Deshalb haben sie ein Gutachten bei Rambøll Managment in Auftrag gegeben – ebenjener dänischen Beratungsfirma, die auch die Bauämter durchleuchtet hat. „Die personalwirtschaftlichen Auswirkungen einer zentralen Lösung sollen den gegenwärtigen Daten der zentral-dezentralen Lösung gegenübergestellt werden“, heißt es in dem Papier vom Mai 2005, das der taz vorliegt. Übersetzt bedeutet dies: Wir gucken mal, wo sich durch Zusammenlegen Leute wegsparen lassen.

Die Unternehmensberater kommen zu einem ähnlichen Ergebnis wie schon bei den Bauämtern, nur in kleinerem Maßstab. Von den im Moment existierenden 593 Stellen könnten 117 eingespart werden, heißt es im Fazit des Berichts. Und dies ist noch nicht alles: Wegen der Kürze der Bearbeitungszeit, schreiben die Dänen, hätten sie eine „aufgabenkritische Untersuchung“ nicht vornehmen können. Sprich: Auf weitere Jobs könnte problemlos verzichtet werden, wenn die Behörde nur noch Kernaufgaben übernimmt – und alle anderen Aufträge an freie Büros vergibt. In der Stadtentwicklungsverwaltung, die das Gutachten in Auftrag gegeben hat, wollte man sich gestern zu den neuen Zentralisierungsplänen nicht äußern.

Neben der Kürzungsüberlegung gibt es eine weitere Parallele zur Diskussion um die Bauämter. Denn die Senatsverwaltungen haben erst mal ausführlichst mit den Beteiligten geredet. Die Fachabteilung der Stadtentwicklungsverwaltung und Vertreter der Vermessungsämter hatten gemeinsam Verbesserungsvorschläge erarbeitet in dem Projekt „Amtliche Vermessung in Berlin – Aufgabenkritische Überprüfung der gegenwärtigen Aufgabenwahrnehmung und Entwicklung eines optimierten Organisationsmodells“. Offenbar waren die Vorschläge der Finanzverwaltung nicht optimal genug.

ULRICH SCHULTE