VORSCHAU

Die wichtigste olympische Entscheidung dauert keine zehn Sekunden. Die Stille, dann ein Schuss, der druckvolle, explosionsartige Start. Kein Rennen ist wichtiger, kein olympischer Wettbewerb elektrisiert mehr als der 100-Meter-Sprint der Männer. Am Sonntag wird um kurz vor 23 Uhr wieder die ganze Sportwelt ins Londoner Olympiastadion und auf die acht Finalteilnehmer schauen.

Immer noch steht Usain Bolt mit seinem Weltrekord von der Berliner Weltmeisterschaft 2009 (9,59 Sekunden) über allem, noch immer ist er der Favorit auf Gold. Doch der jamaikanische Überflieger und Popstar hat, zumindest sportlich gesehen, ernsthafte Konkurrenz bekommen: Ausgerechnet Bolts Landsmann und Freund Yohan Blake könnte ihm die wichtigste olympische Medaille streitig machen. Bei der Leichtathletik-WM im vergangenen Jahr profitierte er von Bolts Fehlstart, zuletzt besiegte er ihn auch bei der jamaikanischen Olympiaausscheidung im direkten Duell. Plötzlich steht der bis zur Arroganz selbstbewusste Usain Bolt („Das wird der Augenblick und das wird das Jahr sein, in dem ich den Rest der Welt hinter mir lasse“) unter ungewohntem Erfolgsdruck.