Buchtipp: Pasolinis Italienreise

■  „Wie in einem Film“ sollen die „weniger vertrauten und sonderbarsten Aspekte unserer Ferien“ festgehalten werden, „Gesichter und Ereignisse, die nur durch eine so weite Reise dokumentiert werden können“, schrieb das italienisch Magazin Successo im Juli 1959 zu einer Artikelserie von Pier Paolo Pasolini. Das Blatt schickte den Schriftsteller zusammen mit dem Fotografen Di Paolo im Fiat Millecento auf eine Reise entlang der 3.000 km langen italienischen Küste. Es war die Zeit des schnellen gesellschaftlichen Umbruchs in Italien. Die Strände wurden rasant für den Tourismus erschlossen und zubetoniert. Ausländische Urlauber und Einheimische trafen sich in den Strandorten und zeigten eine neue Körperlichkeit, neue Geselligkeitsrituale. Pasolinis Reisebericht blickt genauso klar auf die aufziehende Moderne wie auf die Schönheit des Landes, beispielsweise an der Amalfi-Küste: „Ich fahre die Küste entlang, die Boccaccio vor siebenhundert Jahren in einer seiner Novellen als die schönste Küste der Welt bezeichnet hat. Das ist sie wirklich. Im Bann der Sonne ist sie jahrhundertelang unverändert geblieben und verströmt auf greifbar materielle Weise Schönheit.“ Seither hat sich auch an der schönen Amalfi-Küste vieles – nicht unbedingt zum Besseren – verändert. Pasolinis Buch ist ein Dokument des Wandels. ED

■ Pier Paolo Pasolini: „Die lange Straße aus Sand“. Aus dem Ital. von Christine Gräbe und Annette Kopetzki. 144 Seiten, S/W-Fotos, 38 Euro