wortwechsel
: Mund auf! Der Test für mündige Urlauber:innen

Nun kommt er, der verpflichtende Coronatest für Rückkehrer:innen aus Risikogebieten. Selbstverständlichkeit für verantwortliche Bürger:innen? Was gibt es da zu maulen?

Frankfurt am Main, Flughafen. Diese Teststation liefert Ergebnisse innerhalb von zwei Stunden durch die Analyse der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) Foto: Thomas Lohnes/Getty Images

„Coronatests bei Reiserückkehrenden: Zwangstests sind notwendig“,

taz vom 27. 7. 20

Bindet sie ans Zuhause?

Hoffentlich kriegen wir Menschen es noch mal hin, über einen kreativen Umgang mit einem kollektiven Kontrollverlust nachzudenken, statt – wie der Autor – neue Kontrollen, Zwänge, dringende Notwendigkeiten und Verbote zu beschwören. Es ist überfällig, mal einen Leitartikel in der taz zu publizieren, der diesen Kontrollverlust durch die Pandemie benennt, hinterfragt und Auswege aus einer typisch kapitalistischen Denkweise aufzeigt, die auf Krisen überwiegend mit Restriktionen reagiert, weil ihr sonst nichts einfällt. Wir hätten auch mal darüber nachdenken können, wie wir Urlauber durch ein attraktives Kultursommer-Angebot (inklusive Abstandsregeln et cetera) davon überzeugen können, ihren diesjährigen Urlaub hier zu verbringen; möglicherweise hätten sich daraus für viele Menschen Erfahrungen von bildungspolitischer Tragweite ergeben, und den Kulturschaffenden wäre überdies auch geholfen.

Elke Wetzel, Frankfurt am Main

Erfolg aufs Spiel gesetzt?

Die Coronadiskussion um die Testpflicht von Urlaubsrückkehrern aus Risikogebieten und das zögerliche Verhalten der Bundesregierung macht mir große Sorgen und empört mich kolossal! Warum denkt man erst jetzt über eine solche notwendige Maßnahme nach? Wollen wir die erreichten guten Ergebnisse in der Coronapandemie wieder aufs Spiel setzen? Nicht nur jeder Bürger, auch die Wirtschaft sollte an einer konsequenten Umsetzung von Verboten mit empfindlichen Strafen interessiert sein. Wer wissentlich und voller Absicht in Risikogebiete wie die Türkei, Brasilien oder die USA fährt, sollte auch zu Coronatests nach seiner Urlaubsrückkehr verpflichtet werden – und sie selbst bezahlen. Und wer sich ohne Masken in öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegt, sollte ebenfalls mit hohen Bußgeldern bestraft werden. Sonst werden wir in diesem Jahr nie zu einer gewissen Normalität im gesellschaftlichen Leben zurückkehren können, an dem wir doch alle so interessiert sein sollten! Thomas Henschke, Berlin

Urlauber nicht schuld!

Ja, wir hatten an zwei Tagen um die 800 Neuinfizierte. Dass diese von Reisenden aus dem Ausland stammen, ist komplett nicht bewiesen. Genauso gut hätte man Zwangstests für die Partyszene in bundesdeutschen Großstädten fordern können, weil sie Hotspots für Infektionen sind. Wäre aber Spekulation. Richtig ist vielmehr, dass wir noch immer mehr bewiesene Infektionen im Niedriglohnsektor in der Landwirtschaft oder Tourismusindustrie (Wolfgangsee) haben als bei heimkehrenden Touristen. Die Forderung nach Tests für Rückkehrende ist auch ein Ablenkungsmanöver der Politik für fehlende Kontrollen in letztgenannten Bereichen. Zum Schluss die Forderung, dass die Bundesregierung den Massentourismus gar nicht hätte zulassen dürfen, weil – man muss sich diese Logik auf der Zunge zergehen lassen! – die Ansteckung weltweit so stark sei wie nie. Jeder weiß aber, die weltweite Situation hat nichts mit „dem deutschen Massentourismus“ zu tun. Der Autor möge sich die Zahlen der Touristen nach Indien, Brasilien oder USA geben lassen – es gibt schlicht keinen deutschen Massentourismus in diese Länder in diesem Sommer! Die meisten Deutschen sind zu Hause geblieben oder in Deutschland verreist. Antje Rösener

Ja! Selbstverständlich!

Corona ist immer noch da, und im Urlaub wird jede Vorsicht von zu Hause einfach mal vergessen. Tests sind am Flughafen verantwortbar und zum eigenen und anderer Schutz verfassungsgemäß. Die Freiheit ist nicht grenzenlos, sondern endet dort, wo sie andere gefährdet. Regeln des Zusammenlebens sind etwas Selbstverständliches. Beim Autoverkehr gibt es viele solcher Regeln, die alle akzeptieren, sonst gibt es ein Bußgeld und Führerscheinentzug. Thomas Bartsch Hauschild, Hamburg

Hü und hott?

Die Bevölkerung ist eh schon „fix und foxy“, richtig voll im „Hü-und-hott-Coronawahn“! Was tun wir in dieser Situation? Machen wir endlich Schluss mit dieser „Endlos-Testerei“, eben „Augen zu und durch!“, oder testen wir munter weiter und voll drauf los? Tests rund um die Uhr, von frühmorgens bis spät in die Nacht hinein, so lange, bis wir endlich fündig geworden sind? Mit welchem Ergebnis würde es sich dann wohl besser (über-)leben lassen? Riggi Schwarz, Büchenbach

Wirklich so bedrohlich?

“Mehr als 600.000 Tote“, taz vom 19. 7. 20

Die Zahl von 600.000 Todesopfern weltweit scheint gewaltig und erzeugt Angst, wie viele andere Berichte auch. Wesentlich weniger bedrohlich wirkt die Situation, wenn man die Tatsache bedenkt, dass in diesem Jahr bereits 32.500.000 weltweite Todesfälle zu verzeichnen sind. Somit starben 31,9 Millionen Menschen aus verschiedenen Gründen und 0,6 Millionen eben im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion. Im vergangenen Jahr (von Juli 2019 bis Juni 2020) ereigneten sich in Europa cirka 2,875 Millionen Todesfälle, in den entsprechenden Zeiträumen der Vorjahre waren es durchschnittlich cirka 2.745 Millionen. Es starben also von 10.000 Personen im letzten Jahr 39 anstelle von 37 in den Jahren zuvor (bei 740 Millionen Einwohnern). Der Leser möge selbst entscheiden, ob er darin eine Begründung für all die einschneidenden Maßnahmen und Beschränkungen erkennen und akzeptieren kann.

Hartmut Koch, Neckargemünd

Zeit, zu klatschen?

Es mehren sich die Stimmen, die vor einer weiteren Welle von Covid-19 warnen. Neben den klassischen „Abwehrmaßnahmen“ erscheint es mir wesentlich, dass jetzt wieder die Balkone vom sommerlichen Mobiliar befreit werden und wir langsam wieder den 21-Uhr-Applaus für unsere Helden der Pflege einüben.

Erwin Bosak, Schorndorf