in der taz vor elf jahren: was tun gegen die hitzewelle?
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Die Deutschen können von den heißen Ländern lernen, bevor sie über das Hoch „Ewald“ stöhnen, das uns angeblich noch bis Montag beschäftigen soll. Wir machen alles falsch, wenn die Hitze kommt. Sich die Klamotten vom Leib zu reißen und eiskalte Cola hinunterzustürzen zeugt von geradezu kindlicher Unvernunft.

Erster Tip aus den Wüstenstaaten: Deutsche, verhüllt euch! In lange Hosen, langärmelige Hemden, Hut, Kopftuch oder am besten Schleier. Im Jahrzehnt des Solariums ist Bräune ohnehin nur noch was für Proleten. Wer auf sich hält, geht locker verhüllt im weißen, weiten Gewand, welches das Sonnenlicht reflektiert, ins Freie. Oder am besten gar nicht, schon gar nicht zur Mittagszeit.

Denn das halb bewußtlose Dösen in der Mittagshitze gehört in den heißen Ländern zur Überlebensstrategie. Und wenn es so richtig heiß wird, im Sommer nämlich, wird schlichtweg weniger gearbeitet. In Marokko beispielsweise herrscht im Winter bei den Behörden sowohl am Morgen als auch am späten Nachmittag Betrieb. Im Sommer dagegen ist schon kurz nach Mittag Schluß. Und dazwischen gibt es reichlich Pausen mit köstlichem Pfefferminztee. Womit wir bei den Getränken wären.

Zweiter Tip: Wer nur ein bißchen biologische Vernunft walten läßt, trinkt im Sommer warme Getränke. Warmer Tee reguliert den Wasserhaushalt im Körper, eiskalte Säfte dagegen lassen den Körper nur noch mehr schwitzen. Denn logischerweise fühlt sich der Organismus verpflichtet, den Kälteschock sofort durch die Produktion von noch mehr Wärme, sprich Schwitzen, auszugleichen.

Womit wir beim dritten Tip wären: der Körperpflege. In China benutzen die Menschen an heißen Tagen heiße Frotteehandtücher. Mit den ausgewrungenen Tüchern reiben die Chinesen den Körper ab. Das kühlt und entfernt den Schweiß. Einen Versuch ist es doch wert, in Sachen Hitzebewältigung zum Weltbürger zu werden.

Barbara Dribbusch, 28. 7. 1994