HAMBURGER SZENE VON SVEN-MICHAEL VEIT: Die Schwarzfahrer
Der Bahnhof Dannenberg-Ost, der mit den Castoren, ist wegen Sanierung dicht. Der Ersatzschalter in einem grünen Container ist am Wochenende zu. Einen Ticketautomaten gibt es nicht. Der Regionalbahnpilot zuckt die Schultern: „Lösen Sie in Lüneburg nach.“ Also streben Claudia und ich nach viertägiger Radtour am Sonntag ohne Fahrschein aus dem Wendland zurück nach Hamburg.
In Lüneburg haben wir neun Minuten Zeit: Mit bepackten Rädern die Treppe runter, durch den Tunnel, Treppe rauf, durch den Bahnhof West, über die Straße, am zweiten Bahnhofsgebäude vorbei, vom Bahnsteig wieder runter, durch den Tunnel, Treppe hoch. Dauert acht Minuten.
„Wo kriegt man hier eine Fahrkarte?“, frage ich einen Schaffner. Er zeigt über die Gleise zurück zum Bahnhofsgebäude: „Da am Automaten.“ Das sei nicht mehr zu schaffen, wende ich ein, während der Metronom nach Hamburg einfährt. „Ohne gültigen Fahrausweis dürfen Sie nicht einsteigen“, belehrt er mich. „Dann müssen Sie mehr Umsteigezeit einplanen“, rate ich ihm. „Ich habe die Regeln nicht gemacht“, wehrt er ab. „Nun komm schon“, drängelt Claudia.
Im Eingang des Fahrradwagens liegen drei besoffene Gothicpunkskins im Weg. „Was ist das denn hier?“, ruft Claudia. „Menschen“, lallt einer zurück. „Das ist aber hier für Räder“, stellt sie klar. Wir fahren ab. Und überlegen, ob ein Kontroletti mit uns Schwarzfahrern Stress anfängt oder mit dem Dosenbier-Trio. Es kommt aber keiner. „Schade“, findet Claudia. Sie hätte ihm gern ihre Meinung mitgeteilt.
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