Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Heute wird im Antifa-Café des Jup eine „ideologiekritische Rückschau“ auf „20 Jahre BRD“ veranstaltet, Rückschauender ist der Politikwissenschaftler Michael Moreitz, und mit Hilfe dieser Veranstaltung soll auch zur „Still not loving Germany“-Demonstration in Leipzig aufgerufen werden, die am 10. Oktober stattfindet. Morgen ist im Mehringhof im Rahmen der lobenswerten Veranstaltungsreihe „Das Begehren, anders zu sein, und das Ende der DDR“ der „betriebliche Aufbruch im Herbst 1989 in der DDR“ das Thema. Das klingt steif, kann aber sehr interessant werden, denn die Forderung nach Mitbestimmung und Gewinnbeteiligung, die zwischen den Herbsten 89 und 90 laut wurde, ist wahrlich nicht uninteressant. Am Donnerstag werden im Baiz die „Antiziganistischen Zustände“ in der Bundesrepublik beschrieben. Markus End, Kathrin Herold und Yvonne Robel, die das Buch herausgegeben haben, werden an Beispielen die Ressentiments verdeutlichen, mit denen Sinti und Roma hier bis heute zu kämpfen haben. Die Kategorien „Arbeit“, „Nation“ und „Geschlecht“ sind dabei von großer Bedeutung. Am Samstag schließlich wird vor der Volksbühne und gegenüber dem Kino Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz unter dem Motto „Emmely ist überall“ für gerechte Bezahlung und besseren Kündigungsschutz protestiert, was gerade angesichts der Wahlergebnisse ja bitter nötig ist – obschon die SPD bekanntlich härter kürzt als CDU und FDP. Allerdings ist der Kundgebungsstandort vor dem Kino einer, der vermuten lässt, dass die FAU ganz konkret auch auf ihren dort laufenden Arbeitskampf hinweisen will. Das ist löblich, doch mit dem Fall von „Emmely“, der Supermarktkassiererin, die wegen der „Unterschlagung“ von 1,30 Euro entlassen worden ist, hat dieser Arbeitskampf im Kino nur bedingt zu tun (13 Uhr).

■ 20 Jahre BRD: Jup, Florastr. 84, Mo, 19 Uhr

■ Betrieblicher Aufbruch: Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, Di, 19.30 Uhr

■ Antiziganistische Zustände: Baiz, Christinenstr. 2, Do, 19 Uhr

■ Emmely ist überall: Rosa-Luxemburg-Platz, Sa, 13 Uhr