DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL
: Sexismus im Businessplan

CHINA Frauen mit besonders kurzen Röcken bekommen in einem Vergnügungspark Rabatt

Sexismus ist berechenbar, und zwar in der chinesischen Währung Yuan. Im Vergnügungspark „Giulin Merryland“ in der Provinz Guangxi läuft seit 2007 jeden Sommer die Kampagne „Liebe den Minirock“: Frauen zahlen nur die Hälfte des Eintrittspreises, wenn sie einen Rock tragen, der nicht länger als 38 Zentimeter ist. Weibliche Kontrolleure messen am Einlass nach. 38-Zentimeter-Trägerinnen sparen 55 Yuan (7 Euro). Wer keinen Rock dabei hat, kann sich vor dem Eingang noch schnell einen kaufen, für 30 bis 40 Yuan. Wurden die allgemeinen Geschäftsbedingungen einer sexistischen Kleiderordnung jemals so offen formuliert?

Preisnachlässe oder -erlässe für leicht bekleidete Frauen beim Einlass in Diskotheken – das kennt man auch in Europa. Hier aber entscheidet der musternde Blick eines Türsteher-Machos darüber, wer mit welcher Rocklänge reinkommt und wie hoch die Ermäßigung ausfällt. Kein Maßband und kein Kostümverleih vor der Tür, wie ihn die Händler in Guangxi anbieten.

Anders als bisher beginnt sich in China plötzlich Protest gegen die Aktion zu regen: „Vulgär“ schimpfen Anwohner, und die Kampagne wecke „niedere Instinkte“. „Frauenverachtend“ kritisieren Blogger.

Aber die Kritiker verkennen, wie fortschrittlich die Kampagne ist. Die Minirock-Trägerinnen bringen sich ein in die Wertschöpfungskette und werden dafür bezahlt, indem sie Rabatt bekommen. Wusste eine Frau je so genau, woran sie ist, wenn sie sich als Frau verkleidet, und was sie dafür bekommt? Die Chinesen zumindest sind den Europäern beim Sexismus voraus.

Die Betreiber des Parks sind jedenfalls zufrieden mit ihrem Konzept: Die Geschäftsidee funktioniere hervorragend und ziehe gleichermaßen Männer wie Frauen in den Vergnügungspark. Nancy Waldmann