Gegenwind für Osnabrück

Der Naturschutzbund NABU hat gestern Klage gegen den Ausbau des Flughafens Münster/Osnabrück eingereicht

Boeings gegen das Bachneunauge – und zuletzt landen beide vor Gericht. Wie erst dieser Tage in Lübeck, wo die stadteigene Flughafen GmbH die Start- und Landebahn des Lübecker Flughafens um 224 Meter auf rund 2.300 Meter verlängern wollte. Zunächst verhindert hat das das Oberverwaltungsgericht nach einem Eilantrag des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND): Die Richter verwiesen unter anderem auf ein bei der EU gemeldetes Naturschutzgebiet, das durch den Ausbau zum Teil planiert worden wäre (taz berichtete).

Die Naturschutz-Frage stellt sich auch beim geplanten Ausbau des Flughafens Münster/Osnabrück. Dort soll die Start- und Landebahn von derzeit 2.200 auf 3.000 Meter verlängert werden, und zwar durch das Naturschutzgebiet Hüttruper Heide und quer über den Eltingmühlenbach. Die Baugenehmigung wurde noch unter der rot-grünen Landesregierung erteilt. Allerdings mit erheblichen Umweltauflagen: So soll der Eltingmühlenbach auf 400 Metern überdacht werden, während die Flugzeuge über ihn hinwegdonnern. Kostenpunkt für die Umweltauflagen insgesamt: 20 Millionen Euro; bei Ausbaukosten in Höhe von 60 Millionen Euro.

„Westfälischer Größenwahn“ nannte der nordrheinwestfälische Landesvorsitzender des Naturschutzbundes (NABU) Josef Tumbrinck das Vorhaben. „Das EU-Recht verlangt ein übergeordnetes Interesse, um ein solches Gebiet zu zerstören“ sagt Tumbrinck und reichte gestern eine Verbandsklage des NABU beim Oberverwaltungsgericht Münster ein.

„Wir brauchen diesen Flughafen für die Zukunftssicherung der Region“ sagt dagegen Osnabrücks Oberbürgermeister Hans-Jürgen Fip (SPD). Und Flughafen-Sprecher Andres Heinemann beruft sich auf ein Gutachten, nachdem der Flughafen Potenzial für bis zu vier Millionen Fluggästen habe. In diesem Jahr werden nach Prognosen des Flughafens rund 1,6 Millionen Passagiere gezählt. Geplant ist, nach dem Ausbau verstärkt ins Fernreisegeschäft einzusteigen.

NABU-Mann Josef Tumbrinck hält die Prognosen für unrealistisch und die Fernreismöglichkeit aufgrund von erreichbaren Alternativen für verzichtbar. „Reicht die derzeitige Größe des Flughafens oder reicht sie nicht“, sagt NABU-Sprecherin Birgit Königs. „Das wird vor Gericht der Knackpunkt.“ Klaus Irler