Wilder Wasserverband

Die Körperschaft habe rechtswidrig gebaut und die Wasserstände nicht eingehalten, kritisiert der BUND. Jetzt will der Bezirksamtsleiter eingreifen

Für einige Tierarten ist eine rückläufige Bestandsentwicklung nachgewiesen worden

von Gernot Knödler

Der Umweltverband BUND und der Wasserverband Wilhelmsburger Osten streiten sich schon lange. Was sich der Verband jedoch in jüngster Zeit geleistet hat, schlägt aus Sicht der Naturschützer alles Dagewesene. Sie verlangten die Auflösung des Wasserverbandes: Für die 200.000 Euro, mit denen er von der öffentlichen Hand und den Anliegern finanziert werde, ließen sich „organisatorische Alternativen in Wilhelmsburg finden“. Der seit April amtierende Harburger Bezirksamtsleiter Torsten Meinberg (CDU) will dem Verband jetzt genauer auf die Finger sehen, „weil mir das so nicht gefällt, was da läuft“, wie er sagt.

Der Wasserverband ist für die Unterhaltung der Wettern zuständig, Gräben, die die Elbinsel be- und entwässern. Während der Wasserverband im Sinne der Landwirtschaft die Wasserstände niedrig halten will, hält der BUND das Fähnlein der Biotope hoch, die nur existieren können, wenn die Wiesen nicht zu trocken fallen und die Gräben genügend Wasser führen.

Den BUND erbost, dass der Wasserverband die Alten Höder Wettern ausgebaggert und dort einen Durchlass mit Schieber eingebaut hat, obwohl diese gar nicht zu seinem Verbandsgebiet gehören. Eine wasserrechtliche Bewilligung oder Erlaubnis für den Einbau des Schiebers gab es nicht, wie der Senat auf Anfrage des GAL-Bürgerschaftsabgeordneten Christian Maaß einräumte. Erst nachträglich hat das Bauamt die vom Wasserverband geschaffenen Fakten genehmigt.

Keine Auskunft gab der Senat zu einem von der Stadtentwicklungsbehörde installierten Stauwehr, das der Wasserverband zum Teil abbauen ließ. Man habe sich damit nicht befasst, teilte er mit. Das mehrmalige Entkrauten von Gräben, in denen der nach europäischem Recht geschützte Schlammpeitzger haust, sei nach den artenschutzrechtlichen Vorschriften nicht zu beanstanden, „weil das Entkrauten der Gewässer erforderlich war“.

Für das stärkste Stück des Wasserverbandes hält der BUND-Landesvorsitzende Harald Köpke dessen Absicht, die Bergwettern in Alt Kirchdorf mit Wellplatten auszukleiden. Das sei nach den Richtlinien für die Unterhaltung von Gewässern nicht zulässig, sagt Köpke. Trotzdem habe der Verband die Platten mit öffentlichem Geld gekauft, ohne sich das Projekt vom Bezirksamt genehmigen zu lassen.

„Das Maß ist voll“, findet Köpke. Hier müsse sich der Bezirksamtsleiter einschalten. Meinberg hat bereits reagiert. Er habe mit den Vertretern des Bezirksamtes im Vorstand des Wasserverbandes bereits das Vorgehen abgesprochen. Die Kritik am Verband solle bei der nächsten Vorstandssitzung erörtert werden.

Dazu gehört auch der Streit um den richtigen Wasserstand. 2001 wurde ein Kompromiss geschlossen, den der Wasserverband aber nicht einhält, wie der BUND moniert. Die Umweltschützer berufen sich dabei auf eine Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage der SPD-Bürgerschafstabgeordneten Monika Schaal zur Überwachung der Wasserstände vom Sommer 2002. Danach sind die vorgeschriebenen Toleranzen zwar eingehalten worden. Doch sei die angestrebte Sicherung der Lebensbedingungen für zahlreiche besonders geschützte Tier- und Pflanzenarten in den Gewässer- und Feuchtbiotopen noch nicht zufrieden stellend gewährleistet“.

Drei Jahre später räumte der Senat gegenüber dem Abgeordneten Maaß ein, dass die Wasserstände in den Rethwettern unterschritten worden seien. Für einige Tierarten sei „seine rückläufige Bestandsentwicklung nachgewiesen“ worden, was jedoch am Zusammenwirken verschiedener Faktoren liegen könne.

„Ich gehe davon aus, dass die alten Vereinbarungen hinsichtlich der Wasserstände weiter gültig sind“, sagt Meinberg. Um deren Einhaltung zu erleichtern, sei zwischen dem Bezirksamt und der Umweltbehörde der Bau eines zusätzlichen Grabens als „Bypass“ im Gespräch.