Schulbetrieb in der Pandemie: Corona zeigt die Schwachstellen
Wie funktioniert Schule während einer Pandemie? Vor allem Flexibilität sei wichtig, damit Schüler nicht abgehängt werden, sagt eine Expertenkommission.
Ins Leben gerufen wurde die Komission bereits im Mai. Ihr gehören insgesamt 22 ExpertInnen aus ganz unterschiedlichen bereichen an, unter ihnen sind Lehrer*Innen, Schulleiter*Innen genauso wie Psycholog*innen und Mediziner*innen.
Einig sind sie alle sich: Auch das kommende Schuljahr wird im Zeichen von Corona stehen. Dadurch entstehen laut der Komission drei möglichen Szenarien für die Schulen: ausschließlicher Präsenzunterricht, der Umstieg auf komplett digitalen Unterricht sowie Mischvarianten der beiden Unterrichtsformen.
Auf eines der zwei ersten Möglichkeiten allein zu setzen sei „fahrlässig“, sagte am Donnerstag der Vorsitzende der Kommission, Kai Maaz, der auch Geschäftsführender Direktor des Leibniz Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation ist. Dass bei einer zweiten Welle die Schulen wieder bundesweit schließen, denkt er nicht. „Eher wird es zu lokalen Schulschließungen kommen“, lautet seine Einschätzung.
Wie unter dem Brennglas
Um den Unterricht mir Unterbrechungen möglich zu machen bedürfe es konkreter Strukturen, so die Komission. Gemeint sind etwa belastbare Stundenpläne und Ansprechpartner für Online-Unterricht – und die nötige Technik. Die Ausstattung der Schüler ist für die Kommission eine zentrale Herausforderung. Zudem sei die Flexibilisierung und Modifizierung des Unterrichtsstoffs und Flexibilisierung von Lernzeiten elementar.
Kürzungen seien zwar definitiv notwendig, müssten aber „quantitativ und nicht qualitativ“ vorgenommen werden. Die Empfehlung lautet: Der Umfang – auch von Prüfungen – müsse reduziert werden.
Herausforderungen für das neue Schuljahr erwartet die Kommission auch dadurch, dass sich Unterschiede in den Klassen verschärfen werden. Es bestehe die Gefahr, dass ein Teil der Schüler abgehängt wird. Leistungsrückstände sowie fehlende Möglichkeiten zur Teilnahme am Fernunterricht müssten erkannt und hierfür Angebote gemacht werden. Außerdem spricht sich die Kommission für „kompensatorische Angebote“ aus, „zum Beispiel Ferien- und Sommerschulen“.
Gleichzeitig sei die Krise aber auch eine Chance. Denn wie unter einem „Brennglas“ mache die Pandemie die Schwachstellen des Bildungssystems sichtbar. Jetzt gelte es diese zu beseitigen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden