LESERINNENBRIEFE
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Dumme Privilegien abschaffen!

■ betr.: „Machterhalt in Bayern geht vor“, Kommentar von Ulrich Schulte, taz vom 8. 8. 12

Wie kann jemand (in der taz!) schreiben: „Gleichbehandlung muss als Gebot gelten. Auch bei dummen Privilegien“? Da braucht es nicht einmal einen kritischen Journalisten, sondern nur einen denkenden Menschen, um zu erkennen: Dumme Privilegien gehören abgeschafft! Das Ehegattensplitting sollte schon lange abgeschafft werden, zugunsten der Kinder – besonders der Kinder der alleinerziehenden Frauen (und Männer)! Jetzt wird dieser Irrsinn auch noch auf gleichgeschlechtliche Paare ausgeweitet. Das erscheint zwar gerecht, allerdings wird der Irrsinn potenziert. NORBERT VOSS, Berlin

Ein Zeichen von Verrohung

■ betr.: „Von der Schönheit weißen Abschaums“, taz vom 6. 8. 12

Er geht mir nicht aus dem Kopf, Katharina Granzins wenig romantizistischer Artikel über Daniel Woodrells Bücher. Der Grund ist der Titel, besser die „Tonart“ des Titels. Jedenfalls halte ich es für ein Zeichen von Verrohung, wenn Menschen, die in prekären Verhältnissen leben, als „Abschaum“ bezeichnet werden. Auch oder gerade weil der Ausdruck im US-amerikanischen republikanischen Milieu verwendet wird. Sozialdarwinismus und Menschenverachtung möchte ich in der taz nicht haben. Mit der Betreffzeile „Von der Rohheit journalistischen ‚Abschaums‘“ habe ich versucht deutlich zu machen, wie sich das anfühlt. Unschön, nicht? Stellen Sie sich vor, Frau Granzin, jemand würde sie mit dieser Vokabel belegen, na? Ich tue es ausdrücklich nicht, und erkläre deutlich, dass ich Ihren Artikel ansonsten ja ganz lesenswert finde. VIKTOR STEINBERGER, Schwalmtal

Keine nationale Frage

■ betr.: „Neiddebatte voll entbrannt“, taz vom 6. 8. 12

Immer zwingender stellt sich offenbar die Frage, wie ist aus der Krise herauszukommen. Die Lösung von Krisen war immer die Vernichtung überschüssigen Kapitals in unterschiedlichsten Formen und zu Lasten der Normalbürger und Steuerzahler. Ein Weg aus der Krise bietet sich den Ratlosen der heutigen Politik und Wirtschaft allemal an und ist nachlesbar bei einem gewissen Lenin, Werke Bd. 26, S. 390 und der heißt: „Die Staatsanleihen, die ausländischen wie die inländischen, werden annulliert. Die Interessen der kleinen Inhaber von Obligationen sowie Aktien jeglicher Art, das heißt, der Inhaber, die zur werktätigen Klasse gehören, werden restlos gewahrt.“ Eine Lösung im Interesse der Mehrheit der arbeitenden und nicht mit Reichtum bedachten Menschen wäre das allemal. Großen Schaden würde die Gesellschaft dadurch auch nicht davontragen. Aber die Interessen der Mehrheit des Volkes, das sind eben nicht die Interessen des Groß- und Finanzkapitals. Es wird der Tag kommen, an dem plötzlich viele feststellen, dass die Krise und deren Lösung keine nationale Frage ist, sondern vor allem mit Reichtum auf der einen und wachsender Armut auf der anderen Seite zu tun hat. ROLAND WINKLER, Aue

Höherer Steuersatz

■ betr.: „Eine angereicherte Steuerdebatte“, taz vom 6. 8. 12

Es ist der Steuerpolitik der letzten 20 Jahre zu verdanken, dass der Staat ein massives Einnahmenproblem hat. Seit 1990 sinkt sowohl der Spitzensteuersatz als auch der Eingangssteuersatz kontinuierlich. Hinzu kommen viele kleine Ermäßigungen, Subventionen und Geschenke vom Staat. Mehr Ausgaben bei weniger Einnahmen, das ist das Rezept für die aktuelle Krise. Da hilft es auch nicht, wenn alle nach einem höheren Spitzensteuersatz oder der Vermögensabgabe rufen. Wenn der Staat von den Reichen 20 Prozent mehr bekommen würde, macht das am gesamten Steueraufkommen weniger als 1 Prozent aus! Wir brauchen einen höheren Steuersatz für alle, nur so kann das Verhältnis von Ausgaben zu Einnahmen dauerhaft verbessert werden. STEPHAN KLÖCKNER, Hamburg