wortwechsel
: „Ned gschimpft isch globt gnua!“

„Nicht geschimpft ist gelobt genug“, zitiert eine Leserin zur Debatte um Corona. Bio schützt nicht vor „durchgeknallt“, schrieb taz Autor Arno Frank. LeserInnen lobten – und schimpften

23. Mai 2020: Attila Hildmann, Autor veganer Kochbücher, demonstriert vor dem Reichstag in Berlin gegen die Coronamaßnahmen der Bundesregierung Foto: Carsten Koall/dpa

„Corona und Verschwörungstheorie: Macht Bio wirr? Klar, wir sind zwar alle nicht ganz dicht, aber manche knallen gerade total durch. Ist die vegane Bioszene besonders anfällig für Verschwörungsmythen?“, taz vom 23./24. 5. 20

Sandkastenstreit

Arno Frank greift auf jedes noch so plakative Zerrbild von den guten „Alternativen“ zurück: „Es riecht, wie es nur in Biosupermärkten riecht. Obst und Gemüse befinden sich bisweilen in so einem desolaten Zustand, dass sich der Hinweis ‚ohne Konservierungsstoffe‘ erübrigt.“ Ich kann vielfach in die Kritik an den neuen Heilsbringern, die sich unter die „Hygienedemos“ gemischt haben, mit einstimmen. Aber Arno Frank begibt sich mit seinem Zerrbild auf die gleiche Ebene wie „Verschwörungstheoretiker“. Das erinnert mich an Förmchen-Streit im Sandkasten. Wir haben es bei den Menschen, die da ihrer Meise freien Lauf lassen, mit einer noch ziemlich überschaubaren Gruppe zu tun. Da ist „die drei“ als Seite viel zu prominent. Auf dieses redaktionelle Aushängeschild der taz gehörten jetzt Berichte zur Lage aus den vergessenen Teilen der Welt oder die Diskussion über den Corona-Exit hinaus zu einem Intro für eine Gestaltung mutiger Klima- und Sozialpolitik.

Tönnies Meyerhoff-Rösener, Hattingen

Mit Witz entlarven

Lieber Arno Frank, hab selten so gelacht und die ganzen Corona-Ängste hinter mir gelassen. Wirklich genial, wie Sie all die verschiedenen „Theorien“ mit Witz und Humor entlarven und sogar noch den Bezug zur Geschichte seit 1918 bis zur braunen Ursuppe hinkriegen. Danke, danke! Weiter so. Karin Püschel, Hamburg

Diese Biofritzen!

Endlich traut sich mal jemand, die Wahrheit über diese Biofritzen zu sagen! Alle durchgeknallt! Wollen mit ihrem vermeintlich bewussten Lebenswandel die Welt retten! Ja, geht’s noch? Und gut, dass Herr Frank endlich mal klarmacht, dass es die Naturschützer, Vegetarier und all die anderen Biotypen damals waren, die dem Nationalsozialismus zur Macht verholfen haben! Schämt euch! Schonungslos deckt Herr Frank zudem auf, dass das Gemüse im Biomarkt verschrumpelt und welk ist, und macht klar, dass sinnvoller Konsum nur bei Aldi und Rewe stattfinden kann. Endlich spricht es mal einer aus! Rüdiger Loeffelmeier, Berlin

Vom Hocker gerissen

Am Samstag nahm ich die taz in die Hand und musste erst mal schlucken – was für ein provokatives Cover! „Macht Bio wirr?“ Fantastisch! Dafür liebe ich die taz. Unabhängig vom Inhalt (den ich in seiner Überzogenheit voll und ganz unterstütze) hat mich der Artikel an frühere Beiträge von Deniz Yüzel erinnert. Die haben mich auch immer vom Hocker gerissen. Leider fürchte ich, der Shitstorm und die Kündigung von Abos werden folgen. Aber ich schätze, das ist einkalkuliert und aggressive Leserbriefe vermutlich auch die Ursache für diesen Artikel. Der Artikel wirkt, als wäre jemandem mal so richtig der Kragen geplatzt – so oder so „der Mond ist aus Käse“! Und wirklich 1000 Dank für euren Mut! Ich glaub ich muss einen weiteren Anteil kaufen! Rosel Helle, Dortmund

In einen Topf mit Hitler?!

Dieser Artikel ging einfach zu weit. Was habt ihr gegen die „Bios“? Ich betreibe seit über 30 Jahren einen Biomarkt und habe es nicht nötig, ständig lächerlich gemacht zu werden. Und jetzt nicht nur lächerlich, nein, in einen Topf mit AfD, Verschwörern und sogar Adolf Hitler geworfen zu werden, das möchte ich mir nicht bieten lassen. Klaus Pleuler, Emmendingen

Stammklientel testen?

Der Titel der Wochenendausgabe provozierte bei mir erst ein Grinsen und dann den Gedanken: „Will die taz unbedingt testen, wie viel sie ihrer Stammklientel zumuten kann?“ „Ned gschimpft isch globt gnua“ (Nicht geschimpft ist gelobt genug) heißt es auf Schwäbisch, was uns eigentlich auch im Badischen geläufig und oft auch eigen ist. Aber diesmal muss ich einfach loben und nehme an, dass ich zur zufriedenen, ansonsten schweigenden Mehrheit gehöre: Die Berichterstattung eurer Zeitung ist aus meiner Sicht sehr ausgewogen, nicht Panik verbreitend, aber dem Ernst der Sache angemessen.

Sigrid Jaschke, Villingen-Schwenningen

Wurscht, welche Ecke

Liebe taz, welch großartige Kolumne. Ich finde es klasse, dass ihr in der Lage seid, über euch selbst zu lachen. Auch finde ich viele andere Artikel gut recherchiert und unterhaltsam. Bezüglich der politischen Ausrichtung der Zeitung bekomme ich zwar hin und wieder mächtig Gänsehaut, jedoch muss ich guten Journalismus anerkennen, auch wenn er mir (weißer, heterosexueller Sachse über fünfzig ) nicht das Wort redet. Wer über sich selbst lachen kann, ist guten Charakters. Völlig wurscht, aus welcher Ecke er sendet. Bitte weiter so! Mit besten (neoliberalen) Grüßen.

Matthias Rensen, Leipzig

Leserschaft beleidigen?

Ist das eine besondere Form des unabhängigen Journalismus? Ein ganzseitiger Artikel, der ohne erkennbare inhaltliche Aussage mindestens die Hälfte der Leserschaft beleidigt? Daniela Zulic, Mühlingen

Polemischer Galopp

Was ist los unterm Pony von Arno Frank? In der Mitte seines Artikels stellt Arno Frank fest, dass die Szene der Veganer gegenüber Verschwörungstheorien mit 15,3 Prozent weniger anfällig zu sein scheint als der BRD-Durchschnitt mit 30 Prozent. Aber dieses Umfrageergebnis kommt nicht bis hinter seinen Pony, sondern ebendieses geht völlig mit ihm durch und galoppiert ohne Halt von Globuli über Impfskepsis bis in die Reichskanzlei. Ist nicht lustig, hilfreich schon gar nicht, und dass die Redaktion diesen Stammtischerguss zum Titel macht, schwer zu ertragen! Vernebelt die Angst in der Hauptstadt vor dieser kleinen Minderheit in Berlin die Sinne oder hat Arno Frank hier ein persönliches Beziehungsdrama bearbeiten dürfen? Peter Felder, Gießen

Weltrevolution!

Ich glaube seit Samstag an eine neue Verschwörungstheorie: die taz-Redaktion will bei den taz-Lesern so viel Wut erzeugen, dass sie ihre Sessel und den passiven Zeitungskonsum sein lassen und ihre Wut in die Weltrevolution kanalisieren. Wie kann man sonst erklären, dass sie ihnen zum Samstagmorgen eine Dritte Seite vorlegt, die mindestens die halbe Leserschaft verprellt – zumindest hoffe ich, dass wenigsten 50 Prozent in Bioläden einkaufen und somit in Franks Sicht einem „Kult“ verfallen sind. Dieser Artikel ist nicht zu erklären oder zu entschuldigen.

Henriette Walz, Amsterdam

Platz für Schwachsinn?

Muss man etwas, was man für blödsinnig hält (zum Beispiel Verschwörungstheorien), so viel Platz in einer Zeitung schenken? Trägt übereifriges Diskutieren nicht dazu bei, die Fronten zu verhärten? Fabienne Pakleppa, München