Wohne lieber ungewöhnlich

Vertrag für Bauwagenplatz Rondenbarg verlängert. Gaußstraße folgt. Bewohnerschaft soll nur verringert werden, wenn Teile in Wohnprojekte vermittelt werden

In Altona kann weiter ungewöhnlich gewohnt werden. Vertreter des Bezirks, der Liegenschaftsverwaltung und des Bauwagenplatzes Rondenbarg unterzeichneten gestern einen Vertrag, der die Nutzung des Platzes bis Ende 2006 vorsieht und eine Verlängerungsoption bis Ende 2007 enthält. Die Bauwagenbewohner müssen in vollem Umfang für die Miete und die Nebenkosten aufkommen. Ein ähnlicher Vertrag wird in den nächsten Tagen für den Bauwagenplatz Gaußstraße geschlossen.

Im Vertrag wurde versucht, einen Kompromiss zwischen den Positionen von Senat, Bezirk und Bauis zu finden, der offenbar so formuliert ist, dass er im Sinne einer gedeihlichen Zusammenarbeit flexibel ausgelegt werden kann: „Es gibt keinen Zuzug neuer Wagen, aber den Ersatz von Bewohnern, sofern der alte Bewohner nicht in ein von Hamburg vermitteltes Wohnprojekt zieht“, sagte Fock. Zuzüge sollten vermieden werden, sagte Sozialdezernent Hartmut Hoinz. Bevor jemand obdachlos werde, könne er aber auf den Plätzen aufgenommen werden. Die Stadt steht in der Pflicht, Wohnprojekte zu finden oder auf den Weg zu bringen – ausdrücklich auch auf dem Wasser, weil der Senat ja das Wohnen auf Hausbooten als Beitrag zur „Wachsenden Stadt“ versteht.

Wer sich friedlich und nachbarschaftsverträglich verhalte, könne wohnen, wie er wolle, sagte Bezirksamtsleiter Hinnerk Fock (FDP). „Das entspricht auch der Grundauffassung des Bürgermeisters.“ Unabhängig davon seien Senat und Bezirk an das Wohnwagengesetz gebunden, das Bauwagenplätze nur übergangsweise erlaubt und vorschreibt, dass „Substandardwohnen“ auf Dauer nicht gefördert werden darf. Während Teile von CDU und SPD die Bauwagenplätze durch Wegzug austrocknen und auflösen wollen, hoffen die Bauis ihre Wohnform auf Dauer etablieren und eine Änderung des Wohnwagengesetzes erreichen zu können.

In Hamburg gibt es drei weitere Bauwagenplätze. Der in der Altonaer Hospitalstraße befindet sich auf einem Privatgrundstück. Nach Auskunft von Hoinz ist er nicht vom Wohnwagengesetz betroffen. Der Vertrag des Platzes Henriette an der Herlingsburg ist bis zum Jahresende befristet. „Wir gehen davon aus, dass es genauso läuft wie in Altona“, sagte der Eimsbütteler Rechtsdezernent Hans-Georg Strauf der taz hamburg. Der Vertrag ist nach einer Intervention von Bürgermeister Ole von Beust (CDU) bereits einmal verlängert worden. Weniger dringlich sind Verhandlungen über den Platz Borribles an der Hebebrandstraße. Hier läuft der Vertrag bis Ende 2006.Gernot Knödler