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Mal Prinz, mal Penner

Deutschland (13) – die wöchentliche Kolumne aus der Republik von Henning Kober. Heute: Das ewige Fest

Durch die Straßen Berlins fahren keine Geldtransporter. Vorm Haus steht ein Totenwagen. Zieht jetzt eine oder einer aus. Immerhin Mercedes.

Ausnahmsweise ist der Spiegel diese Woche ein tolles Magazin, er kennt den Weg aus der Krise. Wie die Arbeitslosigkeit weggeht, weiß er zwar nicht (nur dass es gehen muss, warum eigentlich?). Dafür aber, weiter hinten: Wie das Altern weggeht, die „Abschaffung des Sterbens“. Genauer gesagt, weiß das ein englischer Mann mit New-Age-Bart, 42, Cambridge-Professor, früher Informatiker, jetzt Biotheoretiker. Er sagt, Altern sei wie Lepra, es töte und er wolle es heilen wie Akne. Bald schon, in zehn Jahren beginnend, mit Gentherapie und Austausch der Stammzellen. Das ewige Leben, wie viel würde man dafür hergeben, sein Lachen? Tatsächlich denke ich, 24, das Leben rast, zu schnell, zu knapp, will man mehr als Beruf finden, Familie gründen, Haus bauen, vorbei. Ich würde gerne durch alle Länder reisen, schreiben, Filme drehen, malen, mal Prinz, mal Penner sein. Aber physisch gesund ewig leben, wo doch das psychisch immer kränker wird? Ich würde lieber die Hälfte meiner Lebensjahre gegen eine 100-Gramm-Tafel Glück tauschen.

Also an diesem Abend das schon Angeprobte: raus in die Nacht, das ewige Ausgehen, versucht mit buddhistischer Haltung. Essen bei Spindler am großen Tisch, große Gesellschaft, (fast) alle haben einen einfachen Geschmack, wie Oscar Wilde: Immer nur das Beste. Nett, das Mädchen mit dem Rasta bekommt ein Stevie Wonder. Der Rest schwimmt schnell zum blinden Fleck. Es geschieht dann plötzlich, tauscht sich alles ein. Was ist schon falsch, ein Brett mit der Hand durchzuschlagen und sich stark zu fühlen? Durch die Nase ins Gehirn.

In der alten Zigarettenfabrik feiert ein neues Magazin seinen Anfang. Sind dem Himmel näher auf dem Dach, mit Dominic und Tenzing. Spielen mit, spreng Meister Sehnsucht. Glühen wir. All sisters of mercy. Moses aus Cali, wohnt jetzt hier, nur ein bisschen schwul. Sie, auf XTC-Diät, zündet sich die Zigarette am Filter an. Und die und der und alle. Fertige Freaks, Brüder, Schwestern, gibt ja schlechtere Unterhaltung. Fahr weiter mit Tenzing, in die 25. Vielleicht werden wir Freunde, viel für eine Nacht und später das Beste an ihr. Genug ist es nicht.

Wenig später stehe ich in Frankfurt, glücklicherweise Flughafen. Letzter Aufruf, nach Bangkok. Auf Wiedersehen, Deutschland.

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