Volkswagen überrascht mit Gewinnsprung
Der skandalgebeutelte Autobauer legt unerwartet gute Zahlen vor und kündigt Fortsetzung des Sparkurses an
HANNOVER taz ■ Inmitten der Korruptionsaffäre hat Volkswagen gestern mit guten Geschäftszahlen überrascht und gleichzeitig eine Fortsetzung des Sparkurses angekündigt. Der Konzern verdiente von April bis Juni 911 Millionen Euro, fast doppelt so viel wie im ersten Quartal und auch fast 75 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Wieder in der Gewinnzone ist dabei auch die Markengruppe Volkswagen, zu der neben der Stammmarke VW noch Skoda, Bentley und Bugatti gehören. Der Bereich brachte es im zweiten Quartal auf einen operativen Gewinn von 222 Millionen Euro, nachdem er in den ersten drei Monaten noch einen Verlust von 53 Millionen erwirtschaftet hatte. Die Stammmarke VW selbst schrieb nach Angaben von VW-Chef Bernd Pischetsrieder aufs gesamte erste Halbjahr gesehen allerdings noch rote Zahlen.
In einer Telefonkonferenz mit Börsenanalysten sprach der VW-Vorstandsvorsitzende von einem Minus von 39 Millionen Euro im ersten Halbjahr, das dann aber durch die Gewinne von Skoda, Bentley und Bugatti weit mehr als ausgeglichen werde.
Auch aufs ganze Jahr gesehen rechnet der VW-Chef mittlerweile mit einer Steigerung von Konzernergebnis und -gewinn. Beim weltweiten Absatz legte der Konzern im ersten Halbjahr im Vergleich zu Januar bis Juni 2004 um 1,7 Prozent zu, allein auf dem Heimatmarkt Deutschland verkaufte 9,6 Prozent oder 44.000 Fahrzeuge mehr. Weiter im Keller blieb allerdings der Absatz in den USA und in China, wo das Unternehmen jeweils 14 Prozent weniger Autos an die Kunden bringen konnte als im ersten Halbjahr 2004.
Das Unternehmen selbst führte seinen Ergebnissprung weniger auf den gestiegenen Absatz als auf die internen Sparanstrengungen zurück: Das Sparprogramm „ForMotion“ habe im ersten Halbjahr die Kosten um 1,7 Milliarden Euro gesenkt. Pischetsrieder kündigte eine Fortsetzung des harten Sparkurses an. Bis Ende des Jahres soll die Leistung des Konzerns um 3,1 Milliarden Euro gesteigert werden. Den finanziellen Schaden der Korruptionsaffäre bezifferte Pischetsrieder auf einen einstelligen Millionenbereich.
Die Volkswagen-Aktie befindet sich im Aufwind, seit Korruptionsvorwürfe gegen VW-Mitarbeiter und auch gegen Betriebsräte im Raume stehen. Die Quartalszahlen ließen das Papier gestern um weitere zwei Prozent steigen. Die Börse glaubt, dass die jüngste, auch den Betriebsrat betreffende Affäre Hindernisse für den Sparkurs aus dem Weg räumen kann. JÜRGEN VOGES
