Frauenpartei mag „Männerfrauen“ nicht

Die Partei „Die Frauen“ bietet vieles, was Protestwählerinnen wünschen: Sie wettert gegen die Männerübermacht und eine inhumane Arbeitswelt. Und doch haben die Feministinnen Imageschwierigkeiten – auch unter den Frauen

BERLIN taz ■ Sie haben gekämpft, gewettert und geworben. Nun sind sie froh, dass sie überhaupt überlebt haben: Die „Feministische Partei – Die Frauen“ feiert ihren zehnten Jahrestag – und hofft auf einen Anstieg in der Wählergunst.

Ihr Randdasein ist eigentlich überraschend. „Die Frauen“ sind eine Partei, der sich durchaus ein üppiges Wählerinnenpotenzial böte. Mögliche Prostimmen wären etwa jene Frauen, denen die Grünen zu staatstragend und wirtschaftsfreundlich geworden sind. Oder jene, die enttäuscht sind, dass die sieben Ministerinnen im rot-grünen Kabinett nicht mehr gegen patriarchale Strukturen taten. Und viele, die die Linkspartei eine Option fänden – wenn dort nur häufiger das Thema „Frau“ vorkäme.

Noch haben die Frauenrechtlerinnen nie mehr als rund 150.000 Stimmen erreicht. „Auch bei der Bundestagswahl werden wir die Fünfprozenthürde wohl nicht schaffen“, sagt Bundessprecherin Erika Riemer-Noltenius. Sie sieht „Die Frauen“ als Gegenstimme, die allzu etablierte Parteien mit frischen Ideen aufschreckt.

Und in der Tat ist ihr Programm radikal. Es entwirft das Idyll einer humanen, frauengerechten Nation. So soll es ein Höchsteinkommen geben. Es legt fest, wie viel etwa ein Manager maximal im Verhältnis zum Facharbeiter verdienen darf. Frauen sollen auch für die Arbeit im Haus und am Kind entlohnt werden. Schlussendlich sollen Arbeit und Lohn voneinander losgekoppelt werden, jeder ein existenzsicherndes Grundeinkommen erhalten. Überdies wollen die Frauen nur regional gültige Währungen einführen. Diese sollen beständig an Wert verlieren. So wäre jeder gezwungen, das Geld, das er einnimmt, sogleich wieder auszugeben.

Ein bisschen viel Utopie, ein deutlicher Mangel an durchsetzbaren Forderungen, das könnte ein Grund sein, warum die Feministinnen wohl kein Wahlwunder erhoffen dürfen. Andererseits wären sie im Falle einer Wahl durchaus willens, zunächst realistischere Projekte anzugehen: „Wir wollen das Ehegattensplitting abschaffen und eine Zwangsabgabe für alle Firmen einführen, die zu wenig Lehrlinge ausbilden“, so Mitgründerin Monika Christann.

Das Imageproblem der Partei liegt tiefer. Es hat mehrere Ursachen. Da wäre zunächst die praktische. „Die Frauen“ sind eine finanzschwache Nischenpartei. Jahrzehntelang mussten sie jedes Wahlplakat, jeden Fernsehspot selbst bezahlen. Erst mit der Europawahl 2004 errangen sie genügend Stimmen, um ein Anrecht auf Parteienfinanzierung zu haben. Doch nach wie vor fehlt den Frauen das Geld für flächendeckende Werbung. Viele wissen gar nicht, dass die Partei existiert.

Ein anderes Problem sind die Frauen selbst. Die Parteifreundinnen unterscheiden zwischen „Männerfrauen“ und „Frauenfrauen“, sagt Christann. Angela Merkel etwa sei eine Männerfrau. Sie müsse auftreten „wie ein 150-prozentiger Mann“, um sich in der Männerdomäne Politik zu behaupten. Eine Frauenfrau denkt auch an die Nöte anderer Frauen. Eine Männerfrau hat diesen Fokus nicht. Hinzu käme das schlechte Image, das der Begriff „Feministin“ derzeit genießt. „In Schweden nennt sich selbst der Ministerpräsident Feminist. In Deutschland ist das verpönt“, sagt Christann. Viele denken bei den „Frauen“ an eine Partei, die mit verstaubten Parolen gegen den ewigen Aggressor Mann ankämpfen. Dabei ist das Programm differenzierter.

Vielleicht gelingt den Frauen ja doch noch ein Anerkennungserfolg. Der Anfang ist gemacht: In Darmstadt sitzt eine Stadtverordnete der Feministischen Partei im Parlament. Zur Bundestagswahl will die Partei in Berlin, Bremen, Bayern, Baden-Württemberg und Thüringen antreten. Zumindest an den Informationsständen in den Fußgängerzonen herrsche derzeit Trubel, berichtet Monika Christann: „Viele sagen uns: Gut, dass es euch gibt. Von den etablierten Parteien finden wir keine mehr wählbar.“ COSIMA SCHMITT