Mission Klassenerhalt

HSV Beim Hamburger Sportverein ist das Geld und allmählich auch die Zeit knapp, um die für den Bundesliga-Klassenerhalt nötigen Fußballer zu holen

Zum 125-jährigen Jubiläum des Hamburger Sportvereins ist die Situation, diplomatisch ausgedrückt, scheiße. HSV-Fans sollen beim Kauf einer Dauerkarte gesagt haben: „Noch mal Erste Liga sehen.“ Trainer Thorsten Fink, auf die pessimistischen Erwartungen der Fans angesprochen, reagierte pikiert. Nach der Abmeldung der Bundesliga-Frauen, dem Ausverkauf der Regionalliga-Mannschaft, dem Versuch, die Leichtathletikabteilung zu schreddern: Resignation allenthalben.

Gegangen sind, von den Spielern, die vergangene Saison die Klasse so eben gehalten haben: die Stürmer Mladen Petrić und Paolo Guerrero sowie die Mittelfeldspieler Gökhan Töre und David Jarolim. Bei Petrić und Jarolim gab es fußballerische Gründe, bei Guerrero ökonomische und bei Töre disziplinarische. Gekommen sind Ex-Nationaltorwart René Adler, der bislang an Düsseldorf ausgeliehene Mittelfeldspieler Maximilian Beister, der Lette Artjoms Rudnevs, der in Polen Tore gemacht hat, und der nebenberufliche Immobilienhändler Paul Scharner, 32, österreichischer Innenverteidiger, dessen Vertrag bei West Bromwich Albion nicht verlängert wurde.

Der HSV sucht, nach den Erkenntnissen der Vorbereitungsspiele, einen Stürmer und einen zentralen offensiven Mittelfeldspieler. Keine Tore aus dem Spiel heraus gegen Borussia Dortmund, Bayern München und den dänischen Meister Nordsjælland. Vor ein paar Wochen hatte Sportchef Frank Arnesen gesagt, dass „wir keinen Stürmer“ suchen. Nun ist klar: Ohne Verstärkungen ist die Klasse nicht zu halten.

Viele Spieler, mit denen der HSV gesprochen hat, haben sich für andere Vereine entschieden. Der Club ist sportlich und finanziell unattraktiv. Das Problem ist die Ökonomie: „Der Verkauf von Guerrero finanzierte die Verpflichtung von Rudnevs“, so Arnesen. Der HSV lebt von der Hand in den Mund. Um Geld für Neuverpflichtungen zu haben, muss er Spieler abgeben: Torwart Jaroslav Drobný, Verteidiger Slobodan Rajković und die Mittelfeldspieler Robert Tesche und Gojko Kačar.

Im Moment ist die Mannschaft ein Torso. Kommt noch ein Stürmer, wird die Zeit zum Einspielen knapp. Und für den kroatischen Spielmacher Milan Badelj, der noch Dinamo Zagreb in die Champions League schießen soll, und dann Ende August zum HSV kommt, erst recht. Wer kein Geld hat, braucht gute Nerven. Der HSV beginnt am 25. August gegen Nürnberg, reist dann nach Bremen und Frankfurt. Dann zu Hause gegen Meister Dortmund. Beschissenes Auftaktprogramm, diplomatisch ausgedrückt.  ROGER REPPLINGER