„Das ist pervers“

Die Fußball-Bundesliga startet, und Sportler aus anderen Branchen üben heftige Kritik am Beschluss

Der Fußball kommt zurück. Der Ball wird im Mai trotz der Coronakrise in der Bundesliga wieder rollen. Bei der Videokonferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten der Länder am Mittwoch in Berlin wurde der Weg für den Neustart der seit Mitte März unterbrochenen Saison in der Bundesliga und der 2. Liga freigemacht. Bereits Mitte Mai soll es mit „Geisterspielen“ losgehen, einen genauen Termin für Spieltag 26 soll die Deutsche Fußball-Liga benennen.

Prominente Spitzensportler haben den Neustart der Fußball-Bundesliga scharf kritisiert. „Ich finde es nicht schön, dass der Fußball eine Sonderrolle einnimmt und sich über alles hinwegsetzt, nur weil die Reibung zwischen Daumen und Zeigefinger stimmt“, sagte Kugelstoßerin Christina Schwanitz der Sächsischen Zeitung. Speerwerfer Johannes Vetter sagte: „Wenn dem wirklich so ist, dann verkauft der Staat die Gesundheit des Volkes und der leidenden Menschen an den Fußball. Das ist pervers.“ Ruder-Olympiasieger Karl Schulze, der selbst Anhänger vom Fußball-Zweitligisten Dynamo Dresden ist, fordert eine einheitliche Lösung: „Entweder alle treiben wieder Sport oder gar keiner.“ Auch andere Spitzensportler sehen einen möglichen Neustart der Bundesliga als Ungleichbehandlung an. „Fußball ist nicht Nabel der Welt. Aber er scheint in Deutschland eine andere Priorität zu haben als Schulen und Kitas, wie ich als Familienvater gerade erfahre“, sagte Kanu-Olympiasieger Ronald Rauhe der Märkischen Allgemeinen. Kanu-Olympiasieger Sebastian Brendel hofft dagegen auf eine Vorreiterrolle des Fußballs.

„Vielleicht ist es ja ein gutes Zeichen, wenn der Fußball wieder rollt, damit andere Sportarten nachziehen können.“ Für den dreimaligen Canadier-Olympiasieger selbst üben Geisterspiele aber keine Attraktivität aus: „Ich bin kein Fan von Wettbewerben ohne Zuschauer. Für mich wäre das wie ein Trainingswettkampf.“ (dpa)