SPORTPLATZ
: Unglücklicher Auftakt auf der Baustelle

1. FC UNION In der Köpenicker Alten Försterei wird wieder um Punkte gekickt. Beim 0:1 gegen Eintracht Braunschweig gehen die ersten drei allerdings an den Gast

Die Menschen auf der Haupttribüne kommen sich etwas verlassen vor. Da sind Fotografen, Security-Leute, Reporter – aber vor allem viel Beton. Einige Pfeiler ragen schon in die Höhe, dort, wo gerade die neue Haupttribüne entsteht. Hoch hinaus will auch der hier antretende Klub, Union Berlin. „Die Begeisterung ist riesig“, sagt ein Zuschauer mit langem rot-weißem Schal vor dem Match. Das bestätigen die Fans auf den restlichen drei Tribünen: Sie singen und brüllen, als wollten sie das Leck gegenüber vergessen machen.

Allein, alles Brüllen ändert nichts daran, dass Union auf dem Weg nach oben am Sonntag nicht vorankommt: Im ersten Heimspiel der neuen Saison müssen die Eisernen eine 0:1-Niederlage gegen Eintracht Braunschweig hinnehmen. Durch einen Handelfmeter kurz vor der Pause gewinnen die Niedersachsen etwas glücklich, aber verdient. Union hat nur zwei starke Phasen – und die reichen gegen eng gestaffelt stehende Braunschweiger nicht.

Zu Beginn feiern die Fans erst mal sich und ihr zweites Zuhause: „Alte, Alte, Alte Försterei“ ist der Lieblingsgesang – endlich wird hier wieder um Punkte gekickt. Ist es ein Duell der Geheimfavoriten? Vor allem den Köpenickern traut man zu, die Großen (Hertha, Kaiserslautern, Köln, 1860 München) in dieser Saison ärgern zu können. Einen Stich setzten sie bereits im Auftaktspiel beim 1. FCK, indem sie den Pfälzern ein 3:3 abtrotzten.

Auch heute legt Union gut los. Nach ausgeglichenem Beginn dominiert Rot-Weiß das Spiel zusehends. Gefährlich wird es immer, wenn es über den auffälligen Patrick Zoundi geht. Der Burkiner ist es auch, der nach einem Schuss vom Sechzehner die beste Chance hat – aber Braunschweig-Keeper Daniel Davari pariert. Nach einer Viertelstunde hat Union seine stärkste Phase: Björn Jopek verzieht knapp, die Konfusion im Eintracht-Strafraum nach einer Ecke bleibt aber ungenutzt.

Dann verflacht das Spiel, erst nach 32 Minuten sorgt Silvio mit einem Heber über Davari wieder für Aufregung: Der Ball setzt aber auf dem Tornetz auf. Braunschweig hat im Gegenzug seine bis dato beste Chance: Ein Freistoß von Mirko Boland streift am rechten Pfosten vorbei. Fünf Minuten später Aufregung: Elfmeter für Braunschweig, Marc Pfertzel soll den Ball im Strafraum mit der Hand abgewehrt haben. Marc Pfitzner verwandelt sicher für die Gäste. Braunschweig führt etwas schmeichelhaft 1:0. So geht es in die Pause.

Hinten anfällig

Die zweite Hälfte beginnt verhalten. Braunschweig kann mit Führung im Rücken zulegen, Union wirkt hinten anfälliger, setzt nach vorn keine Akzente mehr. Das ändert sich mit Kapitän Torsten Mattuschka und Neuzugang Adam Nemec, die nach einer knappen Stunde ins Spiel kommen. Ein Schuss von Pfertzel wird aber abgeblockt, Nemec wird beim Kopfball in aussichtsreicher Position gestört.

Braunschweig macht dann 20 Minuten vor dem Ende mit einem Lattenschuss von Dominick Kumbela auf sich aufmerksam. Und die Angriffe der Niedersachsen bleiben gefährlich, was auch daran liegt, dass Union wieder nachlässiger wird. Nach einer Flanke des viel arbeitenden Pfertzel fordert Union seinerseits einen Handelfmeter ein: Ein Braunschweiger soll den Ball mit dem Arm berührt haben. Aber die Pfeife bleibt stumm. „Die Regelung zum absichtlichen oder unabsichtlichen Handspiel muss weg“, wird Unions Trainer Uwe Neuhaus nach dem Spiel sagen. „Es sollte einfach so sein: Hand ist Hand, Punkt, Aus. Das macht es den Schiedsrichtern auch nicht so schwer.“ Viel mehr passiert abschließend nicht auf dem Spielfeld: Mattuschka trifft eine Viertelstunde vor Schluss noch die Latte, auf der anderen Seite trifft Kumbela den Pfosten.

Was bleibt an Erkenntnissen? Union kann das spielerische Potenzial nicht über 90 Minuten abrufen und verliert zu Recht. Von der Spielanlage her, technisch und taktisch, machten die Köpenicker eigentlich den reiferen Eindruck. Die Neuzugänge in der Innenverteidigung, Fabian Schönheim und Roberto Puncec, stabilisieren sich nur langsam. Nemec bringt Schwung in den Union-Sturm. Und Kapitän Torsten Mattuschka wird man in der ersten Elf brauchen – einen zweikampfstarken Akteur, der das Spiel ankurbelt.

Die unglückliche Niederlage gegen die Eintracht wird die Stimmung im Umfeld noch nicht trüben. Das nächste Heimspiel ist dann schon in drei Wochen die Partie gegen Hertha. „Die können ja gerne aufsteigen“, sagt einer der Rot-Weißen auf dem Weg aus dem Block, „aber die Derbys müssen sie nicht unbedingt gewinnen.“ JENS UTHOFF