LESERINNENBRIEFE
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Geldscheindemokratie

■ betr.: „Deutschland macht’s wie Sudan“, taz vom 10. 8. 12

Es ist interessant, bemerkenswert und bezeichnend, dass CDSU/FDP quasi unverhohlen zugeben, korrupt zu sein und dies auch bleiben zu wollen. Dreist, wenn ohnehin allgemein bekannt ist, dass sie allesamt Schmiergeld-, Verzeihung, Beratervertragshonorar-Empfänger sind. Schließlich handelt es sich bei unserer inzwischen durch und durch verlotterten und verkommenen Gesellschaftsordnung bloß noch um eine (Geld-)Scheindemokratie. HARTMUT WOHLER, Berlin

Da muss Kontrolle her

■ betr.: „Deutschland macht’s wie Sudan“, taz vom 10. 8. 12

Deutschland auf einer Versteckspiellinie mit Syrien, Sudan und Saudi-Arabien – da sind wir! Das an den Haaren herbeigezogene juristische Argument gegen das Antikorruptionsabkommen lässt, gerade in Kombination mit dem geplanten Steuersünder-Amnestieabkommen mit der Schweiz, auch in nicht paranoid veranlagten Bürgern die Frage aufkommen: Was haben unsere werten Abgeordneten zu verbergen? Sind es ihre eigenen Konten in der Schweiz oder diejenigen ihrer einflussreichen Freunderln?

Wenn die Ethik bezüglich dieses Amtes verloren geht, muss leider Kontrolle her. Das beginnt mit der Anwesenheitspflicht in Sitzungen und endet mit der Offenlegung von Nebeneinkünften vom ersten Euro an. SABINE MIEHE, Marburg

Ganz dumme Hüter des Gesetzes

■ betr.: „Ku-Klux-Klan in Schwäbisch Hall“, taz vom 10. 8. 12

Unsere Ordnungshüter wussten nicht, dass der KKK rassistisch ist und dass er im tiefsten Süden der USA seit 1865 existiert, das müssen zwei ganz beschränkte Typen, wenn nicht sogar zwei ganz dumme Hüter des Gesetzes sein. Und die sind noch im Dienst? Donnerwetter, tolle Leistung.

Sollten die Vorgesetzten dieser Typen auch so geistig fix sein wie die zwei Ordnungshüter? Dann habe ich im hohen Alter ( 69) Angst vor unseren Gesetzeswächtern, denn die können ja auf noch dümmere Gedanken kommen, wenn sie mich bei einer ihrer Verkehrskontrollen rauswinken. Aber irgendwie frage ich mich: Wie haben die die Lehr(Leer)gänge geschafft? KLAUS SCHILLER, Nürnberg

Was hat die taz gegen Attac?

■ betr.: „Vom Mainstream eingeholt“, sonntaz vom 11./12. 8. 12

Wenn ich mir die Berichterstattung der taz über Attac in den letzten Jahren anschaue, gewinne ich den Eindruck, dass da irgendwem bei der taz eine ziemliche Laus über die Leber gelaufen ist.

Ich halte die Berichte oft für eher kontraproduktiv und der Sache nicht förderlich. Wir bei Attac möchten Diskussionen in Gang setzen, wir betreiben Aufklärungsarbeit und Weiterbildung, wir weisen auf Missstände hin, wir machen aber auch Lösungsvorschläge, und wir mischen uns ein. Wir möchten, dass sich die Menschen Gedanken machen, und wir vernetzen uns dabei auch mit anderen Organisationen.

Angesichts der Vielzahl der Baustellen in Wirtschaft und Politik wäre es aber vermessen und unsinnig, Patentrezepte zu verteilen. Das machen schon andere, die sich mit hochspezialisierten Marketingstrategien auf das „Wesentlichste“ konzentrieren und in ihrem Segment die Marktführerschaft übernehmen. Was dabei herauskommt, sehen wir am Beispiel hochspezialisierter Finanz-„Produkte“, die derzeit die Sozialsysteme und große Teile der Weltökonomie in Schutt und Asche legen.

Und ich würde es auch als schwierig ansehen, wenn das „sich einmischen“ nur mit einer charismatischen Persönlichkeit oder mit radikalen Mitteln gelingen würde. Im Gegenteil, wir alle sind gefragt.

Ich wünsche mir von einer Zeitung wie der taz eine Berichterstattung, die die Arbeit von Tausenden ehrenamtlich und einigen hauptberuflich engagierten Menschen etwas wohlwollender betrachtet. Das würde dem Mainstream wirklich etwas entgegensetzen. THOMAS ROHR, Gottmadingen

Verbalisierter Schulsport

■ betr.: „Das große Lamento“, taz vom 10. 8. 12

Geldmangel greift wohl etwas zu kurz – das Problem scheint vielgründiger. Zum Beispiel der schleichende Verlust motorischer Fähigkeiten infolge gesellschaftlich bedingter Bewegungsarmut. In der Folge wurden vor Jahrzehnten neue Studienrichtungen geschaffen – Motologie und Sonstiges. Sehr sinnvoll im Zusammenhang mit therapeutischen Ansätzen zur notwendigen Begegnung mit bewegungsgestörten Kindern und Jugendlichen.

Parallel dazu entkernte man das Sportstudium von den Praxisteilen – das nannte sich dann „Verbalisieren eines Bewegungsablaufes“. Sportpädagogen brauchen jetzt keine motorischen Fertigkeiten mehr mit in die Schule zu bringen. Sportunterricht ist heute bei neu formulierten Vorgaben „Erziehender Unterricht“. Da kann und muss der Lehrer nicht mehr über Bewegung motivieren.

Andere Kompetenzen sind jetzt „in“: „Mut haben“, „Wahrnehmung verbessern“, „miteinander spielen“ usw., pädagogische Perspektiven statt Bewegung (wie gesagt, unheimlich wichtig für das Gros der bewegungsgestörten, -behinderten Kinder in unserer modernen Gesellschaft). Auch ein Teil der deutschen Bildungskatastrophe, denn wie immer bleiben die Begabten in unserer heutigen Schule auf der Strecke. WERNER ROSENBECKER, Hiddenhausen