wie machen sie das?
: Der Gladiator

Uli Wagner, 35, ist Psychologe, Verhaltenstrainer und Gla­dia­tor in einer Gladiatorenschule. Auf Showveranstaltungen geht er mit Schwert und Schild auf seine Kampfgenossen los.

taz am wochenende: Herr Wagner, Sie kämpfen regelmäßig in einer Arena als Gladiator. Wie machen Sie das?

Uli Wagner: Wenig rücksichtsvoll. Es ist ein Vollkontaktkampfsport. Wir versuchen uns dabei so authentisch wie möglich an der Antike zu orientieren.

Ich kenne die Filme „Gladiator“ und „Ben Hur“. Was man da sieht, ist das realistisch?

Nein, das ist sehr unrealistisch. Gladiatur ist zwar sehr körperlich, aber letztendlich steht man voreinander und wartet auf einen Fehler des Gegners. Man findet eine Lücke und sticht zu. Dann ist der Kampf aber schnell vorbei. Das will im Fernsehen keiner sehen.

Tut so ein Kampf weh?

Viele Schläge spüren wir gar nicht. Oftmals erst nach einem Kampf, wenn das Adrenalin abklingt, merken wir, was wir abbekommen haben.

Wieso wird man Gladiator?

Einige kommen über den Kampfsport zu uns. Andere kommen, weil sie Geschichte live erleben, erfahren, anfassen wollen. Ich stieß über meine Abschlussarbeit auf die Gladiatur. Ich forschte damals zu Helden und Moral. Der Gladiator war die Inkarnation aller römischen Tugenden.

Wenn ich Sport höre, denke ich an Regeln und Fair­ness.

Wir haben sogar zwei Schiedsrichter, die darauf achten, dass alle Regeln eingehalten werden. Es ist ein Kampf zweier Gladiatoren überliefert, der länger als eine halbe Stunde ging. Einer verlor dabei seinen Schild. Sein Gegner musste aus Gründen der Fairness dann auch seinen Schild ablegen.

Aber so ganz fair kann das doch nicht gewesen sein. Ab und an durfte das Publikum entscheiden, ob ein Gladiator den Löffel abgeben musste.

Das kam schon mal vor. Aber das ist ja auch eine römische Tugend: keine Angst vor dem Tod zu haben und auch in seinem Angesicht cool zu bleiben. Da muss man sich reindenken, bevor man das akzeptieren kann. So oft starben die Athleten aber nicht. Ein Gladiator stand zwar in der Hierarchie noch unter den Sklaven, war aber trotzdem ein unglaublich hoch dotierter Leistungssportler. Wenn der gestorben ist, hat das eine Menge Geld gekostet.

Gab es auch Gladiatorinnen?

Ja, wobei die wohl meistens der Erheiterung des Publikums dienten. Der Gla­dia­tor war zu sehr die Verkörperung von Militärtugenden. Solche Traditionen übernehmen wir nicht in die heutige Zeit. Bei uns sind Frauen gern beim Training gesehen. Momentan haben wir eine Gladiatorin, die männliche Kollegen ohne Probleme das Fürchten lehrt.

Interview: Clemens Sarholz