Das Schweigen der Männer

Rechtsradikaler Gedenkmarsch in Hamburg verlief ohne größere Zwischenfälle

„Ruhm und Ehre der Waffen-SS“ skandierten die Neonazis am Samstag nicht. Die den Nationalsozialismus verherrlichende Parole war in Hamburg schon vor der Entscheidung des Bundesgerichtshofs in der vorigen Woche straffrei. Dieses Mal hatten die Verantwortlichen des Neonazi-Aufmarsches ihre Kameraden aber ohnehin angewiesen, nichts zu rufen. Denn mit einem „Schweigemarsch“ wollten die „Freien Kameradschaften“ der „deutschen Opfer“ des alliierten Bombenangriffs auf Hamburg 1943 gedenken.

Ganz so still verlief der Marsch, zu dem etwa 150 rechte Männer kamen, jedoch nicht, weil sich Gegendemonstranten, trotz massiven Polizeiaufgebots, lautstark bemerkbar machten. Über 1.000 Menschen waren zu den zwei Gegenaktionen gekommen. Auf einer der Abschlusskundgebungen erklärte Wolfram Siede von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, dass man diese Geschichtsrelativierung nicht zulassen sollte. Niels Annen, SPD-Bundestagskandidat, warnte vor dem moderateren Auftreten der Rechten, da sie in die Parlamente wollten.

Nach dem Beginn des Aufmarsches am U-Bahnhof Wandsbek hatten 1.500 Polizisten die Neonazis abgeschirmt. So zogen sie mit einer Trommel und schwarzen Fahnen voran durch die Straßen und spielten Trauermusik vom Band. Die Beamten erteilten derweil „Störern“ Platzverweise und stellten Personalien fest. Beim Abschluss in der Burgstraße schimpfte der Hamburger Neonazi-Führer Thomas Wulff, dass hierzulande immer zuerst an den Holocaust und nicht die „eigenen Opfer“ erinnert würde.

Am Hauptbahnhof kam es später zu einer „körperlichen Auseinandersetzung“ zwischen Neonazis und Antifaschisten. Die Polizei nahm zwei Rechte fest, da einer von ihnen eine U-Bahn-Scheibe zerstörte und der andere die Beamten mit einer Flasche bewarf. Andreas Speit