Dominikus Müller schaut sich in den Galerien von Berlin um

Man glaubt es nicht, aber immer noch eröffnen in Berlin ganze Galeriehäuser. Wenn auch kleinere als noch vor ein bis zwei Jahren. Jetzt sind es eben nur noch drei Galerien, die sich zusammentun und nicht mehr sechs. Aber immerhin. Die jüngste Neuerung dieser Art findet sich in der Marienstraße 10, im schick sanierten Niemandsland zwischen Berliner Ensemble, Reichstag und dem zweifelhaften Kunstbunker des Sammlers Christian Boros. Die Johnen Galerie, bislang auf der anderen Seite von Mitte – zwischen Plattenbau und Einkaufszentrum – beheimatet, hat sich hier niedergelassen. Umfeldtechnisches Upgrade, zweifelsohne. Zusätzlich hat Herr Dr. Johnen gleich zwei Kollegen motiviert, mit einzuziehen: die Galerie Krobath aus Wien und die Produzentengalerie aus Hamburg, die hier nun einen Projektraum namens „ph projects“ betreibt. Während man dort in einer handelsüblichen Gruppenausstellung schlicht die Künstler der Galerie präsentiert, kann man bei Johnen Roman Ondák dabei beobachten, wie er den schnieken neuen und gerade fertiggestellten Raum der Galerie ein Stück weit in eine ästhetisierte Baustelle verwandelt. Aus den Wänden stehen völlig erratisch eine Reihe von Anschlüssen für Wasser oder Strom, Steckdosen, Rohre und so weiter. Angebracht in einem Abstand, der so wirkt, als würde hier noch eine Schicht Putz erwartet. Die Kunst eignet sich die Räume schon wieder an, möchte man denken. Gut so. Ähnlich und doch anders ist die Lage bei Krobath. Hier kann man neben Collagen von Jiří Kovanda unter anderem eine Dokumentation einer Performance sehen, für die Kovanda vor der Tür seiner Galerie während einer Eröffnung eine Linie aus Erbsen gelegt hat. Es geschieht, was zu erwarten war: Das Vernissage-Publikum tritt das Werk des Künstlers einfach mit Füßen. Traurig, aber irgendwie auch wahr.

■ Roman Ondák: Rear Room. Bis 7. November, Di.–Sa., 11–18 Uhr, Johnen Galerie, Marienstr. 10 ■ Jiří Kovanda. Di.–Sa., 11–18 Uhr, Galerie Krobath, Marienstr. 10