Fahrgemeinschaft gesucht

Sozialinitiativen protestierten gegen die Fahrpreiserhöhungen von BVG und S-Bahn und werben für ihr eigenes Konzept eines billigen Nahverkehrs. Die Reaktionen sind geteilt

Fahrten mit der BVG und der S-Bahn könnten so gemütlich sein – das ist der erste Eindruck, den die lustig bedruckten Luftballons vermitteln. Aktivisten der Kampagne „Für ein Recht auf Mobilität“ verteilen an diesem Samstagmittag am S-Bahnhof Warschauer Straße die Souvenirs, auf denen ein großer Bär einen kleineren auf dem Rücken trägt. Sie protestieren damit gegen die jüngsten Preiserhöhungen bei den Nahverkehrsbetrieben – und werben gleichzeitig für ihr eigenes Konzept eines preiswerten öffentlichen Transports.

Denn unter den beiden Bären steht der Schriftzug „Ich nehm’ Dich mit!“ – und das Ballonmotiv gibt es auch als Button. Wer einen solchen Button trägt, signalisiert den anderen Fahrgästen, dass er im Besitz einer Umweltkarte der BVG ist und noch MitfahrerInnen sucht. Laut dem Kleingedruckten auf dem Ticket ist es möglich, dass auf jeder Umweltkarte wochentags ab 20 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen sogar ganztägig neben dem Besitzer ein Erwachsener und drei Kinder kostenlos mitfahren können.

Bisher sind laut Angaben der Initiative mehr als 1.500 Buttons mit dem Slogan in Berlin im Umlauf. Doch das Zielpublikum ist ungleich größer. Dass viele von den hervorragenden Eigenschaften ihrer Umweltkarten gar nichts wissen, zeigte sich am Samstag wieder an den Reaktionen vieler Fahrgäste.

Die Kritik der Initiative an den Fahrpreiserhöhungen fand nicht ungeteilte Zustimmung. „Viele haben sich mit den alljährlichen Preiserhöhungen schon abgefunden und denken, dass man dagegen nichts machen kann“, meint ein Aktivist. Tatsächlich lehnen manche Fahrgäste an den Bahnhöfen Buttons und Infomaterial ab. Es gibt also noch genug zu tun für die AktivistInnen.

Die Kampagne „Für ein Recht auf Mobilität“ versteht sich als soziale Initiative, die sich für mehr Mobilitätsgerechtigkeit einsetzt. „Mobilität ist eine öffentliche Sache, die nicht der Profitlogik des Marktes überlassen werden darf“, lautet das Credo der Initiative, die von Berliner Sozialforum, Attac Berlin und der antikapitalistischen Aktion (akab) getragen wird.

Peter Nowak