S-Bahn wird zur Luxuskutsche

BVG und S-Bahn langen ihren Fahrgästen tiefer in die Tasche. Ab heute kostet der Einzelfahrausweis 2,10 Euro, das Monatsticket wird 3 Euro teurer. Im Schnitt steigen die Preise um 3,8 Prozent

von ULRICH SCHULTE

NutzerInnen des öffentlichen Nahverkehrs können sich auf angeregte Diskussionen vor Ticketautomaten oder Busfahrercockpits freuen. Denn ab heute gelten höhere Preise für Fahrscheine von BVG und S-Bahn. Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) hatte die Preissteigerung von durchschnittlich 3,8 Prozent bereits im Februar bekannt gegeben. Die Preisstrategie der Verkehrsbetriebe bleibt damit ihrem Prinzip „same procedure as every year“ treu.

Die Aufschläge ziehen sich dieses Jahr durch das gesamte Ticketsortiment. Der normale Einzelfahrschein im Bereich AB kostet zum Beispiel ab heute 2,10 Euro, zuvor waren es 2 Euro. Erst im vergangenen Jahr hatten die Betriebe das Ticket, das früher zwei Stunden für alle Richtungen galt, zum Einbahnfahrschein gemacht: Nur noch die Fahrt vom Startpunkt zum Zielort ist erlaubt, der Rückweg schlägt extra zu Buche. Touristen und Ab-und-zu-Fahrer müssen auch für die Tageskarte AB mehr hinlegen: 5,80 Euro sind jetzt fällig, 20 Cent mehr als zuvor.

Besonders profitabel ist für die Verkehrsbetriebe aber nicht der Einzelverkauf, sondern das Geschäft mit den Stammkunden. Sie konnten auch dieses Jahr nicht der Versuchung widerstehen, hier besonders kräftig zuzulangen: Die Monatskarte für den Bereich AB kostet jetzt 67 Euro (bisher 64). Einen Monat im Bereich ABC zu fahren, kostet statt 79,50 künftig 83 Euro.

Bei den Jahreskarten fallen die Aufschläge noch happiger aus. Für eine Jahreskarte AB sind 650 Euro fällig statt bisher 608, für die Karte ABC 805 Euro statt 755,50. Es ist nicht neu, dass BVG und S-Bahn besonders ihr wichtigstes Klientel schröpfen, also die Stammkunden. Noch im Jahr 2000 kostete ein Monatsticket rund ein Viertel weniger. Der Fahrgastverband IGEB kritisiert diese Preisstrategie als „unbegreiflich“. Durch sie würden die treuesten Kunden bewusst verprellt.

Die mit über einer Milliarde Euro verschuldete BVG ist laut ihrem Verkehrsvertrag berechtigt, die Ticketpreise jedes Jahr im Schnitt um 3 Prozent anzuheben. Die Erhöhungen werden gewöhnlich Anfang des Jahres zwischen BVG, S-Bahn, Senat und brandenburgischen Verkehrsunternehmen ausgedealt.

Die schlechte Botschaft zu überbringen, ist dann der Job des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg – was er bereits Anfang Februar tat. VBB-Geschäftsführer Hans-Werner Franz begründete die erneute Erhöhung mit Kürzungen öffentlicher Zuschüsse und steigenden Preisen für Strom und Sprit. Bis Ende 2006 schloss er einen weiteren Aufschlag aus.

Mehr Infos unter www.vbbonline.de oder am (gebührenpflichten) VBB-Service-Telefon: (0 18 05) 82 26 62