Schwindende Frauenrechte im Irak

betr.: „Selbstmordattentäter tun nichts fürs Volk“, Interview mit Aida Osseyran, irak. Ministerin für Menschenrechte, taz v. 29. 7. 05

Die Verneinung von Frau Osseyran auf die Frage, ob es keine Einschränkungen für junge Frauen gebe, das Haus zu verlassen, habe ich mit einiger Verwunderung gelesen.

Die Lage der Frauen im Irak ist alles andere als gut. Bereits in der Mai/Juni-Ausgabe der Emma wurde berichtet, dass bis zu diesem Zeitpunkt 20 Frauen allein in Mosul und ein weiteres Dutzend in Bagdad ermordet worden waren. Frauen, die sich westlich kleideten und sich nicht versteckten. Es gab ebenfalls gezielte Morde an Frauenrechtlerinnen. Der Vorkriegsirak hatte zumindest in Sachen Frauenrechte eine eher positive Bilanz aufzuweisen: Frauen konnten sich von ihren Ehemännern scheiden lassen, Grundbesitz erben und nach der Trennung die Kinder behalten. Frauen hatten gleiche Bildungschancen und trugen in den Städten selten Kopfbedeckungen, außer in überwiegend schiitischen Gebieten.

Und heute? An Schulen und Universitäten nimmt die Zahl der Frauen und Mädchen ab. Inzwischen tragen viele Frauen aus Angst den Hidschab (das islamische Kopftuch), um nicht schikaniert zu werden oder Schlimmeres. Women for Women International (WFWI) schätzt, dass Millionen von Irakerinnen sich wegen der Androhung von Gewalt nicht aus dem Haus trauen.

Im überwiegend schiitischen Süden des Landes wird die Scharia an den Gerichten bereits routinemäßig anwendet – trotz der noch geltenden Gesetze aus der Saddam-Ära, die Frauen mehr Rechte einräumten. SANDRA VAN SCHAYCK, Lübeck