LESERINNENBRIEFE
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Einzug des Vermögens

■ betr.: „Sie brauchen die sicheren Häfen“, taz vom 11. 8. 12

Bitte unbedingt am Ball bleiben und, wenn es geht, auch Ross und Reiter auf allen Seiten nennen. Hier ist Öffentlichkeit doch zwingend geboten. Man muss sich doch Folgendes klarmachen: Steuerflüchtlinge sind Menschen, die erstens überhaupt über ein nennenswertes Vermögen verfügen, das der Versteuerung zu unterschlagen sich lohnt, die zweitens gerne unsere staatliche und gesellschaftliche Infrastruktur zum Leben und Arbeiten nutzen und die drittens auch sehr gerne an unseren demokratischen Strukturen partizipieren und vielleicht nicht so gern in Singapur leben wollen. Leider sind diese Menschen nicht bereit, ihren ökonomischen Beitrag zu ebendiesen Strukturen zu leisten.

In diesem Sinne flüchten sie auch nicht vor der Steuer oder hinterziehen ihr Vermögen – freundlich ausgedrückt, sind sie nur bequeme Trittbrettfahrer der Gesellschaft, Egoisten, die ausschließlich an sich denken. Ich bin übrigens gegen Bestrafung. Das bringt keinen Einsichtsgewinn und verursacht hohen Verwaltungsaufwand. Ich plädiere für einen umfänglichen Einzug des Vermögens. Das würde mir als staatliche Genugtuung völlig ausreichen.

WOLFGANG SIEDLER, Langenhagen

Das Heft nicht in der Hand

■ betr.: „Sie brauchen die sicheren Häfen“, taz vom 11. 8. 12

Es geschieht immer öfter, dass in den Medien auch kompetente Kommentatoren zu Wort kommen und die Dinge ganz klar beim Namen nennen. Da mit Sicherheit davon auszugehen ist, dass die entsprechenden Verlautbarungen unseren Politikerinnen und Politikern täglich vorgelegt werden, stellt sich doch die Frage, warum um alles in der Welt nicht entsprechende Maßnahmen ergriffen werden. Es gibt darauf nur eine Antwort: Unsere Repräsentanten haben schon längst nicht mehr das Heft in der Hand. Die Entscheidungen fallen in der City, in der Wallstreet und auf der Schweizer Alm. Wenn nicht bald etwas geschieht, wäre es doch vielleicht besser, wenn ein Ackermann die Kanzlerin demnächst ablösen würde.

HEINZ MUNDSCHAU, Aachen

Putzig, diese Aufregung

■ betr.: „NRW geht wieder Steuersünder shoppen“, taz vom 10. 8. 12

Putzig, diese Aufregung über erneut gekaufte Steuerdaten-CDs aus der Schweiz. Auf einmal entdecken wir Deutschen unsere Moral wieder und haben Bedenken wegen der Methoden der NRW-Finanzbehörden. Panzer nach Arabien oder Katar, Klamotten auf Kosten von Kinderarbeit und unterbezahlten Verkäufern, alles halb so wild.

Ich fetze mich mit dem Finanzamt um Belege von 27,80 Euro, da nur Originalrechnungen und keine Kopien anerkannt werden. Geht es aber um Milliarden von Leuten, die genug haben, denen es aber immer noch nicht reicht und die deshalb kriminelle Handlungen begehen, da soll dem Bürger der Moralische eingetrichtert werden.

Ich finde es gut so und hoffe, es gibt noch ein paar von diesen CDs und die Datenbeschaffer werden gut dafür bezahlt, dass sie weitermachen! MARKUS MEISTER, Kassel

Unwillkommener Effekt

■ betr.: „Sportler brauchen keinen Gesinnungs-TÜV“, taz vom 9. 8. 12

Vielen Dank an Daniel Bax für diesen Kommentar, der manches wieder geraderückt, was auch in der taz an Fragwürdigem zum Thema geschrieben wurde („Nazibraut“ etc.).

Es wäre doch der denkbar unwillkommenste Effekt des Geschehens, wenn sich nun gerade Rechtsradikale als Opfer von Ausgrenzung und Diskriminierung aufführen könnten – ein Leserbrief in der WAZ zog tatsächlich schon eine Parallele zwischen Nadja Drygallas Verpartnerung mit Michael Fischer und dem Verbot von „Mischehen“ in der NS-Zeit. Gegen solch unerwünschte Vereinnahmung hilft eine Anti-Extremismus-Klausel leider auch nicht viel.

FRANK PÖRSCHKE, Hattingen

Alle haben sich schuldig gemacht

■ betr.: „Zwischen Schweigen und Verdrängen“, taz.de vom 13. 8. 12

Noch heute frage ich mich: Wo waren die ganzen Autonomen, Antifas und demokratischen Bürger aus Hamburg und Berlin? Die Pogrome von Rostock-Lichtenhagen waren nur einen Steinwurf weit entfernt, aber sie saßen nur fassungslos vor ihren Fernsehgeräten und sind nicht, wie sonst, aktionsorientiert, sondern gelähmt gewesen. Damals wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, den Antifaschimus notfalls auch mit Gewalt durchzusetzen, denn der Staat war dazu nicht gewillt, sondern hat lieber seinen eigenen Staatsrassismus durchgesetzt, anstatt Menschenleben zu schützen.

Sie alle, Bürger und Politik, Polizei und Staat, haben sich schuldig gemacht und können zu ihrer Schuld nicht stehen, weil sie wissen, dass sie menschlich versagt haben. PABLO, taz.de

Unentschuldbares Verhalten

■ betr.: „Zwischen Schweigen und Verdrängen“, taz.de vom 13. 8. 12

Wie sich der Staat damals gegenüber dem Nazi-Pöbel verhalten hat, ist nicht peinlich, sondern unentschuldbar! Klar, dass da heute keiner mehr drüber reden will. ANTARES56, taz.de