„Paradox“ bangt um Erhalt

LINKER ORT Der Mietvertrag des Kulturzentrums „Paradox“ im Ostertor-Viertel ist gekündigt. Das Haus soll verkauft werden. Die NutzerInnen aber wollen nicht raus und werben für Unterstützung

„Es sollen auch Gruppen die Räume nutzen, die nicht über große Geldmittel verfügen“

Kai Kaschinski, Zentrum „Paradox“

Ende des Jahres ist Schluss mit dem Paradox. Oder vielmehr: Es könnte Schluss sein mit dem Kulturzentrum in der Nähe der Sielwall-Kreuzung im Ostertor. Denn Mitte Juli wurde der Mietvertrag des Vereins gekündigt, zuerst sogar fristlos bis Ende Juli. Grund sind einige Monate an Mietrückständen, der Vermieter will das Haus verkaufen. Nach mündlichen Verhandlungen haben die Initiativen, linken Gruppen und NutzerInnen des Hauses nun noch Zeit bis Ende des Jahres. Ausziehen aber will von ihnen niemand.

„Zur Not kaufen wir das Haus“, sagt einer der Nutzer. Seit gut 14 Jahren liegt die Tür des Paradox in der Bernhardstraße 12, versteckt zwischen linken Plakaten und Konzertwerbung, gleich neben der Diskothek „Lila Eule“. Die Flüchtlings-Initiative hat im Paradox ihr Büro, auch „Medinetz“, das medizinische Beratung für Papierlose anbietet, oder die Redaktion der linken Zeitschrift „Alaska“. Der Asta der Uni Bremen bietet in den Räumen kostenlose Deutschkurse an, es gibt Partys, Mobilisierungsveranstaltungen für linke Demos und „Autonome“ machen hier eine „Vollversammlung“. Auf diese Offenheit über die linke Szene hinaus sind die Paradox-NutzerInnen stolz: „Das Haus sollte immer übergreifend genutzt werden“, sagt Kai Kaschinski, Vorsitzender des „Vereins für Alltagskultur und politische Bildung“, der das Haus mietet. „Es ist als Kommunikationszentrum gegründet worden, mit der Idee, dass auch Gruppen und Vereine die Räume nutzen könne, die nicht über große Geldmittel verfügen.“ Insbesondere für Flüchtlinge ist das Haus heute eine Anlaufstelle. Es zahlen die, die es können: den Veranstaltungssaal, den Seminarraum oder die Büros.

Das habe immer ganz gut geklappt. Das Mietverhältnis sei solidarisch, sagen sowohl Kaschinski als auch der Vermieter Thomas Settje. Der ist auch Inhaber des „Cinema Ostertor“, das rückseitig ans Paradox grenzt. Settje will das Haus nun jedoch verkaufen – nicht die Bank, wie es in einer ersten Erklärung des Paradox hieß. „Das Kino kann das Haus nicht mehr finanzieren, es ist renovierungsbedürftig“, sagt Settje.

Dass die NutzerInnen des Paradox das Haus übernehmen, dafür ist Settje offen. Damit das klappt, wird von denen nun kräftig getrommelt, für den 22. August ist ein Treffen anberaumt. Solikonzerte sind angedacht, private SpenderInnen, Bürgen und Kreditgeber werden gesucht.

„Wir brauchen finanzielle wie politische Unterstützung“, so Kaschinski. Geld bei der Stadt zu beantragen, haben er und die anderen bislang noch nicht in Erwägung gezogen. „In der Anfangsphase gab es mal eine Förderung vom Ortsbeirat, um die sanitären Einrichtungen rollstuhlgerecht umzubauen“, so Kaschinski. Eine institutionelle Förderung, wie bei den Kulturzentren Lagerhaus und dem Schlachthof komme aber nicht in Frage: „Wir wollen unabhängig bleiben.“

Das aber wird nicht umsonst zu haben sein. Die Bank soll das Haus auf über 180.000 Euro geschätzt haben. Für die Finanzierung eines Kaufes bräuchte es zwar nur einen Anteil an Eigenkapital, laut Kaschinski 30.000 bis 40.000 Euro. Auch die aber müssen erstmal zusammenkommen. Einen Plan B gibt es bislang nicht. JPB