leserinnenbriefe
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Wer bezahlt Herrn Sarrazin?

■ betr.: „SPD geht auf Distanz zu Sarrazin“, taz vom 6. 10. 09

Fragen eines Obst- und Gemüsehändlers: Wer bezahlt eigentlich Herrn Sarrazins vermutlich nicht geringes Gehalt als Exsenator und Bundesbankvorstandsmitglied? Sind es vielleicht nicht zuletzt auch die Steuergelder der (türkischen und arabischen) Obst- und Gemüsehändler, die er so sehr verachtet, aus denen dieser Staatsdiener sein Einkommen bezieht? Wird er in Zukunft darauf verzichten, Geld von diesen staatsablehnenden Gesellen anzunehmen? Man darf ja noch mal fragen. EBERHARD SCHMIDT, Bremen

Keine Demokratie

■ betr.: „In Gottes Namen: Ja“, taz vom 5. 10. 09

Irland hat erneut über den EU-Vertrag abgestimmt, und dieses Mal war eine Mehrheit leider für dieses umfangreiche Werk. Es ist keine Demokratie, wenn man die Bevölkerung so lange abstimmen lässt, bis den Regierenden das Ergebnis in den Kram passt.

Ich bin durchaus für ein vereinigtes Europa, aber solange der EU-Vertrag unter anderem permanente Aufrüstung statt kontinuierlicher Abrüstung vorschreibt und sich damit nicht friedensorientiert zeigt, lehne ich ihn ab. So bleibt nur noch zu hoffen, dass Polen und Tschechien den Vertrag nicht ratifizieren. Ich bedaure es zudem immer noch, dass die deutsche Wählerschaft entmündigt wurde, indem sie nicht über den EU-Vertrag abstimmen durfte.

JOACHIM FISCHER, Bremen

Abstimmen, bis das Ergebnis passt

■ betr.: „Brüssel in Feierstimmung“, taz vom 5. 10. 09

Hier wurde uns Europäern vorgeführt, was die „Politeliten“ von Demokratie halten: nichts. Der Lissabon-Vertrag wurde nur von den einzelnen Parlamenten durchgewunken, in Irland ließ man abstimmen, bis das Ergebnis passte. Jetzt soll Druck ausgeübt werden auf die Präsidenten von Polen und Tschechien. Das ist Diktatur, aber keine Demokratie. Kein Wunder, wenn kaum einer zur Europawahl geht. MARION MANNECK, Essen

Die taz war schneller

■ betr.: „Die Planung des Mauerfalls“, taz vom 2./3./4. 10. 09

Bravo! Die taz war wieder mal schneller! Bis Freitag, 2. 10., wollte mir keiner glauben, dass ich vom bevorstehenden Mauerfall durch Zufall bereits am 8. November wusste. Aber wir alle in dem Bundesverbandsgremium in Bonn, das an diesem Vormittag aus Regierungskreisen darüber informiert wurde, glaubten, dass die Politbüro-Entscheidung zur Reisefreiheit früher oder später wieder zurückgenommen würde und dass man mit einer zeitweiligen Öffnung aus dem Druckkessel DDR nur etwas Dampf ablassen wollte. Mein erster Gedanke damals: „Wie informierst du deine Verwandten in Ostberlin über das am nächsten Tag Bevorstehende?“ Ich hoffte, dass sie an diesem 8. November meinen Vater anrufen würden, um ihm zum Geburtstag zu gratulieren. Deshalb bat ich ihn, die Gratulanten in Kenntnis zu setzen. Aber er glaubte mir nicht und wollte keine falschen Hoffnungen verbreiten.

Seltsamerweise wurde in den Tagen nach dem Mauerfall in allen offiziellen Darstellungen das Märchen von der Ahnungslosigkeit gegeben. Und seltsamerweise muss der Freudentaumel so groß gewesen sein, dass sich weder meine damaligen Kollegen, die mit mir zusammen am 8. 11. die Kunde vernommen hatten, noch mein Vater an den Informationsvorsprung erinnern. ANGELIKA BASDORF, Köln

Blick auf Endverbraucher

■ betr.: „Der Atomkonsens bröckelt“, taz vom 1. 10. 09

Bei all den Vorschlägen, die die Energieerzeuger machen, vermisse ich den Blick auf den Endverbraucher. Da bei einer eventuellen Laufzeitverlängerung die Kraftwerke immer älter werden, wird es Zeit, dass diese Firmen Versicherungen abschließen, die auch Großschäden, eventuell sogar einen GAU abdecken.

I. SCHITTENHELM, Schopfheim