DER RECHTE RANDWARUM EIN RECHTSROCK-STAR NICHT BEIM NPD-FEST AUFTRAT
: Stadtmusikant ausgeladen

In der rechtsextremen Szene ist er ein Star: Daniel Giese alias „Gigi“. Eigentlich hätte er am vergangenen Samstag auf dem „Pressefest“ der NPD-Zeitung Deutsche Stimme im mecklenburg-vorpommerschen Viereck auftreten sollen – mit seiner Band, den „braunen Stadtmusikanten“. Den bis zu 1.000 anwesenden Parteimitgliedern und -sympathisanten hätte „Gigis“ Erfolgsrezept vermutlich auch gefallen: Zu gängigen Melodien tragen „Gigi & Die braunen Stadtmusikanten“ einschlägige Texte vor.

Schlussendlich aber fiel das Gastspiel aus: Der Programmpunkt soll dem NPD-Bundesvorsitzenden Holger Apfel missfallen haben. Zumindest kursiert das Gerücht, Apfel habe höchstselbst gegen den Auftritt des Rechtsrockstars aus dem niedersächsischen Meppen interveniert – etwa aus Sorge um eine erneute NPD-Verbotsdiskussion.

Vielleicht ging es aber auch um etwas anderes: Seit November 2011 wird darüber gerätselt, wann Giese wie viel über die Mordserie der Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) wusste. Schon gut anderthalb Jahre, ehe der NSU aufflog, veröffentliche der heute 42-Jährige das Lied „Döner-Killer“, in dem es heißt: „Neunmal hat er es jetzt schon getan. (…) Bei allen Kebabs herrscht Angst und Schrecken. Der Döner bleibt im Halse stecken, denn er kommt gern spontan zu Besuch, am Dönerstand, denn neun sind nicht genug.“ Titel der damaligen CD: „Adolf Hitler lebt“.

Auf eine Anzeige der Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes hin nahm die Osnabrücker Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen Volksverhetzung und Billigung von Straftaten auf. Angesichts des öffentlichen Interesses gab das Meppener Amtsgericht das Verfahren ans Landgericht Osnabrück ab. Dieses verwies die Sache gleich wieder zurück: Zuständig sei man erst ab einem Strafmaß von vier Jahren. Das aber sei im Falle einer Verurteilung nicht zu erwarten.

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland