DIE EINFAHRT
: Drei Stunden

Frank läuft in der Küche hin und her

Die Straße vor meinem Haus sieht heute komisch aus. Es ist voll, jemand hat seinen roten VW vor der Einfahrt der Tiefgarage geparkt. Ein Mann steht daneben und schaut jeden an, der vorbeiläuft. Er hat eine leere Einkaufstüte unter seinem Arm.

Wir wohnen gleich im Erdgeschoss. Durch unser Küchenfenster beobachtet Frank den Mann mit der Einkaufstüte schon eine Weile. „Er wartet schon seit einer halbe Stunde“, sagt Frank. Es ist früher Abend, das Wetter ist schön, der blaue Himmel wolkenlos. Der Mann möchte sein Auto aus der Tiefgarage fahren. Er kann es nicht.

Fast eine Stunde ist vergangen. Der Mann mit der Einkaufstüte steht immer noch da und wartet. Jetzt kommt die Polizei. Prompt taucht auch der Fahrer des roten VW auf, redet kurz mit den Polizisten und fährt davon. Der Mann mit der Einkaufstüte kann endlich seinen Smart aus der Tiefgarage fahren.

Eine Viertelstunde später ist er wieder da, seine Einkaufstüte ist voll. Aber diesmal hat jemand sein Auto sogar in der Einfahrt geparkt, ein großer schwarzer BMW. Der Smart steht direkt hinter dem BMW auf der Straße, der Fahrer ruft noch einmal die Polizei an.

Wieder ist eine halbe Stunde vorbei. Die Polizei kommt nicht, aber eine türkische Familie, Papa, eine Mama mit Kopftuch und drei Kinder, die zum BMW gehören. Die Familie will weg. Der Smart steht da und fährt nicht weg. Der Papa regt sich auf und fangt an zu diskutieren. Frank läuft in der Küche hin und her und guckt ständig durch das Fenster hinaus. „Er will auf die Polizei warten oder was“, sagt Frank. Der Papa schimpft, die Kinder fangen an zu weinen.

Eine halbe Stunde später guckt Frank wieder hinaus. „Und, wie sieht es aus“? „Na ja, der Typ hat aufgegeben und seinen Smart weggefahren“, sagt Frank. „Er hat heute für seinen Einkauf fast drei Stunden gebraucht“.

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