Veränderte Bewilligungspraxis

Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für Reha-Maßnahmen für Mütter und Kinder sinken seit Jahren. Bewilligt werden die Kuren häufig erst nach Widerspruch

Allein 2004 mussten 16 von bundesweit 110 Heimen für Mütter und Kinder schließen

Existentiell bedroht ist nicht nur das Therapiezentrum Mardorf, das sich speziell behinderten Kindern und deren Angehörigen widmet. Auch zahlreiche Einrichtungen des Müttergenesungswerks, die Kuren für nicht-behinderte Mütter und Mutter-Kind-Kuren anbieten, haben massive Probleme. „Fakt ist, dass die Krankenkassen massiv in diesem Bereich sparen und die Mütter in ein zermürbendes Antragsverfahren drängen“, sagt Anne Schilling, Geschäftsführerin des Müttergenesungswerks (MGW).

Nach Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums sinken die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen im Bereich Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen für Mütter und für Mütter mit Kindern seit dem Jahr 2000. Der mit Abstand größte Rückgang betrifft das Jahr 2004, in dem die Ausgaben im Vergleich zum Jahr 2003 um 19,19 Prozent zurückgingen – trotz der im Jahr 2002 beschlossenen Gesetzesänderung, die die Krankenkassen gesetzlich verpflichtet, Mütter- und Mutter-Kind-Kuren voll zu finanzieren.

Allein vergangenes Jahr hätten 16 von 110 Heimen für Mütter und Kinder schließen müssen, so Schilling. Die Zahl der kurenden Mütter sei im Jahr 2004 gegenüber 2003 um 6.000 auf 41.000 gesunken, die der Kinder von 64.000 auf 57.000. Über ein Drittel aller Anträge auf eine Kur würden von den Krankenkassen zunächst abgelehnt. Dagegen legten 64 Prozent aller Mütter Widerspruch ein, und das in 45 Prozent der Fälle erfolgreich. „Erfreulich ist, dass Mütter nicht aufgeben, sondern weiterhin Anträge stellen und für ihre Kurmaßnahmen kämpfen. Dabei unterstützen wir sie“, so Schilling. Im August startet das Müttergenesungswerk die Aktion „MGW vor Ort“, bei der ein Kuratorium des MGWs an einem runden Tisch mit allen Beteiligten über die örtliche Situation nach der Gesetzesänderung sprechen möchte.

Elke Gersch, Verwaltungsleiterin des Landesverbands Braunschweig der Evangelischen Frauenhilfe, schätzt die Zahl der von der Krankenkasse abgelehnten Bewilligungen in ihrem Bereich auf 50 Prozent. „Die Bewilligungspraxis ist massiv zurückgegangen“, sagt Gersch. Das würde viele der Frauen abschrecken, überhaupt einen Antrag zu stellen. „Viele Frauen fragen: ‚Gibt es das Angebot überhaupt noch?‘ oder ‚Kommt das überhaupt für mich in Frage?‘.“ Damit sinkt der Bekanntheitsgrad der Einrichtungen. Gersch: „Wir werden zum Spielball der Krankenkassen.“ kli