DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL
: Urlaub unter Vorbehalt

AUSSCHÜTTUNG Nun bekommen freie AutorInnen doch noch ihr Geld von der Verwertungsgesellschaft Wort. Nur ausgeben sollten sie es erst mal nicht

Mit Wunschzetteln war das schon als Kind so eine Sache. Vor die große Ritterburg/die Rollschuhe/den Hund hatte der liebe Weihnachtsmann stets die Eltern gesetzt.

Ob sich das mal mehr, mal weniger prekär lebende Heer frei schreibender Autoren den nächsten Urlaub/den Zahnersatz/ein Eis leisten kann, entscheiden bei manchen immer noch die Eltern. Und die Verwertungsgesellschaft Wort. Die VG Wort ist ein bisher eigentlich immer recht zuverlässig arbeitender Weihnachtsmann für den schreibenden Berufsstand hierzulande. Wenn man mit der Gesellschaft einen „gegenseitigen Wahrnehmungsvertrag“ schließt, tritt man alle Vergütungsansprüche für seine – publizierten – geistigen Ergüsse an sie ab. Im Gegenzug treibt die VG Wort Geld von denjenigen ein, die den Text nutzen. Wer also ein tolles Gedicht geschrieben hat, das fortan in irgendeinem Deutsch-Schulbuch auftaucht, kann sich im Juli mit Sicherheit ein Eis kaufen. Zum Beispiel.

Nur diesen Sommer neigte sich das güldene Füllhorn nicht über die Konten der 400.000 registrierten Schreiberlinge hernieder. Denn ein Journalist hatte im Frühjahr vor dem Landgericht München I gegen die VG Wort geklagt. Denn nur 70 Prozent der VG-Wort-Gelder gehen an die AutorInnen, 30 Prozent bekommt der jeweilige Verlag. Ungerecht fand er das. Zu Recht, meinten die Münchner Richter.

Die VG Wort klagte trotzig zurück, das habe man aber schon immer so gemacht, ging in Berufung und sagte per Pressemitteilung Weihnachten für dieses Jahr ab: keine Ausschüttung an die AutorInnen. Tränen fielen auf Wunschzettel, Pauschalreisen wurden storniert oder Mama und Papa angerufen. Bis die VG Wort nun mitteilte: Es gibt doch Geld! Noch im August! Geld, Geld, Geld! Ach so, da unten steht ja noch ein Satz: „Die Ausschüttung erfolgt unter Hinweis auf mögliche Rückforderungen, falls die Entscheidung des Landgerichts München I bestätigt werden sollte.“ Mama!! AKL