heute in bremen
: „Ökologisch attraktiv, aber keine teure Öko-Siedlung“

Foto: privat

Heike Wohltmann, 59, Mitinhaberin von „plan-werkStadt“, begleitet und organisiert das Vorhaben Ellener Hof für die Bremer Heimstiftung.

Interview Teresa Wolny

taz: Frau Wohltmann, was war auf der Fläche Ellener Hof in Osterholz heute geplant?

Heike Wohltmann: Eigentlich sollte es einen Begrüßungs- und Pressetermin für die 25 Fahrräder geben, die heute an die Bremer Heimstiftung geliefert werden. Der Fahrradverleih ist eine von zehn Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs, für den die Bremer Heimstiftung gemeinsam mit der Stadtgemeinde Bremen den Zuschlag für eine Förderung des Bundes bekommen hat.

Das zukünftige Wohnquartier liegt an der Ludwig-Roselius-Allee. Was soll da entstehen?

Im Jahr 2015 hatte die St.-Petri-Kinder- und Jugendhilfe die Fläche an die Bremer Heimstiftung übergeben. Seit 2016 entsteht auf der rund zehn Hektar großen Fläche nun ein ökologisches und soziales Gesamtprojekt, das seit 2019 baulich umgesetzt wird. Die Bremer Heimstiftung selbst betreibt hier bereits ein Stiftungsdorf und einen Kindergarten und baut nebenan auch ein Studierendenwohnheim, das noch im Frühjahr 2020 eingeweiht werden soll. Die Stiftung hat als Eigentümerin die Fläche in Parzellen aufgeteilt und übergibt sie im Erbbaurecht an verschiedenste Träger. Neben Sozial-, Bildungs- und Kultureinrichtungen sollen dort auch 500 Wohneinheiten entstehen. Das Quartier soll ökologisch attraktiv sein, aber keine teure Ökosiedlung. Auch Menschen mit kleinem Geldbeutel sollen es sich leisten können, dort zu wohnen.

Wie sieht der ökologische Aspekt aus?

Die Bremer Heimstiftung hat einen Gestaltungsleitfaden entwickelt, der vorsieht, dass Gebäude in Holzbauweise errichtet werden sollen und das Regenwasser weitgehend im Erdreich versickern kann. Es soll Dachbegrünung, kurze Wege und eine hohe Fahrradaffinität geben. Die Wärmeversorgung erfolgt über ein Nah-Wärmenetz, in dessen Zentrum ein Biomethan-betriebenes Blockheizkraftwerk steht. Autos sollen soweit wie möglich aus dem Quartier herausgehalten werden. Der Radverkehr wird auch durch eine Selbsthilfe-Werkstatt und eine Warenverteilstation gefördert. Diese Station funktioniert so, dass Paketdienste sie anfahren, ihre Waren abliefern und diese dann per Fahrrad im Quartier verteilt werden.

Wann soll das Quartier fertig sein?

Das Gesamtkonzept und die vorbereitenden Umsetzungsarbeiten sind soweit vorangeschritten, dass sich – trotz Corona – daran vermutlich nichts Grundlegendes ändern wird. Voraussichtlich 2024 sollen die Bauvorhaben abgeschlossen sein.

Was sind das für Räder, die geliefert wurden?

Darunter sind neben normalen Rädern auch Dreiräder-, Lasten- oder Rollstuhlräder, Spezialräder also. Ergänzend wird geprüft, eine WK-Bike-Station auf dem Gelände einzurichten, diese Fahrräder decken aber noch mal eine andere Zielgruppe ab. Dreiräder etwa können dazu beitragen, Menschen möglichst lange ihre Mobilität zu erhalten, Lastenräder könnten in einigen Fällen ein Auto ersetzen. Auch wenn sich momentan alles verschiebt, sollen die Räder möglichst zeitnah schon in Benutzung gehen.

Ihr Tipp gegen den Lagerkoller zu Hause?

Ich habe das Glück, noch täglich mit dem Rad ins Büro zur Arbeit fahren zu können. Ich versuche aber jeden Tag noch im Bürgerpark spazieren zu gehen. Das hilft bestimmt.