Hamburg voller Energie

ÖKOSTROM Der städtische Versorger Hamburg Energie ist nur ein grünes Trostpflaster und ein Stromverteiler, kritisiert die Linke in der Bürgerschaft

Hamburg Energie ist eine 100-prozentige Tochter der städtischen Hamburger Wasserwerke.

■ Zwei Ökostrom-Tarife stehen im Programm: Der eine setzt auf Windräder in der Nordsee, der andere auf Wasserkraft im Ausland.

■ Vorläufig will Hamburg Energie den sauberen Strom zukaufen, vor allem aus Wasserkraftwerken in Österreich.

■ Langfristig ist geplant, eigenen Ökostrom zu erzeugen.

■ Zwei Windräder im Hafen sind der Anfang: Sie sollen nächstes Jahr in Betrieb genommen werden und 8.000 Haushalte mit sauberer Energie versorgen.

Zweifel an der Ernsthaftigkeit des schwarz-grünen Senats beim Aufbau des Stromversorgers Hamburg Energie hat die SPD-Fraktion in der Bürgerschaft. Das sei „mit dem Ausstieg aus der Atomenergie zwingend verbunden. Und da wird es schwierig: In Berlin will die CDU mit der FDP jetzt die Renaissance der Atomkraft durchboxen. In Hamburg will die CDU mit der GAL die Energiewende zelebrieren. Das passt nicht zusammen“, sagte SPD-Umweltexpertin Monika Schaal am Mittwoch in der Aktuellen Stunde der Bürgerschaft.

Ein stadteigener Ökostromanbieter wäre einmalig und würde von der SPD begrüßt, sagte Schaal. Dafür sei aber auch eine offensive Auseinandersetzung mit dem Monopolstromer Vattenfall und ein offensiveres Werben um Kunden notwendig.

Es gebe keinen Widerspruch in der Energiepolitik von Schwarz-Grün, behauptete Umweltsenatorin Anja Hajduk (GAL). „Wir bieten Strom ohne Atom und Kohle an und wollen damit die Energiepolitik in Hamburg in der langen Perspektive gestalten“, versicherte Hajduk. Allerdings sei Hamburg Energie „nicht exklusiv für ökologisch bewusste Kunden“ gedacht, räumte sie ein. Deshalb biete der als Tochter der Wasserwerke gegründete Versorger auch einen Basistarif an: „Es ist wichtig, in den breiten Markt zu treten“, so Hajduk. Sie forderte die Abgeordneten auf, das kommunale Energieunternehmen nicht kleinzureden und verwies auch auf die bereits fest eingeplanten 25 Millionen Euro, die für den Bau eigener Windenergieanlagen genutzt werden sollen. Bis jetzt hätten sich schon 10.000 Interessenten gemeldet.

Viel mehr werden es aber auch nicht werden, fürchtet die linke Fraktionschefin Dora Heyenn. Hamburg Energie sei nur ein Stromhändler, der Strom kauft und weiterverkauft, statt ihn selbst zu erzeugen. Deshalb sei der Versorger kaum mehr als „ein Trostpflaster für die grüne Wählerschaft“. Erforderlich sei es deshalb, dass alle städtischen Gebäude sowie die Wohnungen der Genossenschaft Saga/GWG ihren Strom nicht mehr von Vattenfall beziehen, sondern von Hamburg Energie. SVEN-MICHAEL VEIT